«Tiere entspannen den Gottesdienst»

Kirche

Mit Hund und Esel in der Kirche: Warum Tiergottesdienste derzeit in Stadt und Land, bei Katholiken und zunehmend auch bei Reformierten beliebt sind.

«Mensch und Tier leben beide vomgleichen Geist.» Darin ist sich Pfarrer Patrick Schwarzenbach, der in der offenen Kirche St. Jakob beim Stauffacher predigt, sicher. Bereits zum zweitenMal hat er mit seiner Kollegin Verena Mühlethaler einen Tiergottesdienst durchgeführt. Dabei steht für ihn nicht die «eher katholische Tiersegnung» im Vordergrund, sondern der Umgang mit Tieren als politisches Thema.

Zwei Hausschweine. «Wir wollen Tiergottesdienste in einen neuen Kontext stellen», erklärt Schwarzenbach. Beim letzten Anlass am Pfingstsonntag habe darum ein veganer Koch und ein Mitglied der Aktion Kirche und Tiere Akut mitgepredigt. Vor allem Hundebesitzer seien zahlreich mit ihren Vierbeinern erschienen. «Aber auch zwei Hausschweine waren beim ersten Gottesdienst mit von der Partie.»

Entgegen seiner Erwartung sei in der Kirche eine «starke Ruhe» und nichts von Hektik oder Nervosität spürbar gewesen. «Die Leute konnten sich sogar besser entspannen in Anwesenheit der Tiere.» Vielleicht habe dies damit zu tun, dass Mensch und Tier sich eben doch näher seien, als wir gemeinhin meinten – «wir sind alle miteinander verwandt». Diese Überzeugung bildet für Schwarzenbach das theologische Fundament für einen Tiergottesdienst: «Gott ist in der ganzen Schöpfung präsent». Und – im Sinne von Albert Schweitzer – beide, Mensch und Tier, seien Lebewesen, die «leben und nicht leiden» wollten.

Gerechte Königin. Dass sich der Mensch «die Erde untertan machen soll», wie es in der Bibel heisst, sieht Schwarzenbach nicht als Widerspruch: «Gemeint ist, der Mensch soll über die Tiere herrschen, nicht aber sie unterdrücken, wie die Stelle oft falsch interpretiert wird.» Ihm komme viel mehr das Bild einer «gerechten Königin» in den Sinn, die dafür sorge, dass «alles wächst und gedeiht.»

Auch im nächsten Jahr soll im St. Jakob wieder ein Tiergottesdienst stattfinden. Sogar das Datum steht schon fest: «Pfingsten, das Fest des Geistes und des Lebens, eignet sich hierfür geradezu hervorragend.»

 

Am ersten Tiergottesdienst in der reformierten Kirche Bülach stand die Beziehung zwischen Tier und Mensch im Fokus: