Sie haben den Ehrendoktor der Theologischen Fakultät Basel erhalten. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Ahmad Mansour: Sie ist eine unfassbare Anerkennung. Als ich die Nachricht erhielt, war ich mir zunächst nicht sicher, ob es sich um einen Scherz handelte. Für mich ist diese Auszeichnung eine Ehre. Sie unterstützt meine Arbeit, die in Deutschland nicht einfacher geworden ist.
Sie selbst sind Muslim und bekannt als Islamkritiker.
Ich bin kein Islamkritiker, ich kritisiere alle Religionen. Ich betrachte gewisse Aspekte in meiner Religion kritisch, aus Liebe zu der Kultur, in der ich aufgewachsen bin.
Was bedeutet Ihnen Ihr Glaube?
Glaube ist für mich etwas sehr Intimes und Persönliches zwischen Gott und mir. Nach meinem Verständnis von Religion darf ich Glaubenssätze hinterfragen und mit Gott streiten. Ich will nicht blind Texte auswendig lernen, um ihnen ohne Verstand zu folgen. Religion bedeutet für mich, auch Widersprüche zu thematisieren.
In Ihren Auftritten und Ihren Büchern wenden Sie sich gegen den politischen Islam.
Ich arbeite in Berlin mit jugendlichen Migranten. Dabei habe ich festgestellt, dass der politische Islam eine Gefahr darstellt. Es geht nicht um Muslime, die sich politisch engagieren, sondern um Strukturen, die eingesetzt werden, um die Demokratie zu unterwandern und die Muslime zu beeinflussen. Finanziert werden diese durch Saudi-Arabien, Katar und die Türkei. Jeder Mensch, der an die Demokratie glaubt, sollte da Aufklärungsarbeit leisten.