Wie könnte das etwas konkreter aussehen?
Kirche kann konkrete Orte zur Verfügung stellen, in
denen Menschen Selbstwirksamkeit erfahren, Orte, die offen sind für Begegnungen
ganz unterschiedlicher Art; mit dem Soziologen Hartmut Rosa gesprochen als
unverfügbare Resonanzerfahrungen. Und das kann in ganz unterschiedlichen Formen
und Orten passieren. Ich bin weder ein Freund davon, dass Ende der
Kirchgemeinde, also der Parochie auszurufen noch ist die Kirchgemeinde die
alleinseligmachende Form von Kirche. Und das äussere ich bewusst als wer, der sehr gerne als Gemeindepfarrer tätig war und derzeit Kirchgemeinderat ist. Kirchgemeinden haben weiterhin grosse Potentiale.
Sie
bieten in einer internationalen Zusammenarbeit die Weiterbildung «Pfarrer:in sein. Neue Pfarrbilder» an. Wie kam es dazu?
Ich bin für diese Weiterbildung angefragt worden. Schon seit
längerem treffen sich regelmässig Pfarrpersonen aus D, CH und A zum gemeinsamen
Austausch über den Pfarrberuf. Dieser internationale Blick hilft einzuordnen,
Fragen zu schärfen und sich inspirieren zu lassen. Bei dieser Tagung war ich
bisher nicht dabei. Ich selbst bin aber in der Internationalen Fachkonferenz
der Ausbildungsstätten zum Pfarrberuf (IFKAP) tätig und bin froh um die vielen
Impulse von anderen Orten aus Europa.
Worum geht es an der Tagung?
Meine Aufgabe an der Tagung wird sein,
die gegenwärtigen Herausforderungen des Pfarrberufs sowie neue Bilder vom
Pfarrberuf wie etwa eine Veränderung von einer Lebens- zu einer
Berufsförmigkeit, gesellschaftliche Relevanzfragen oder Interprofessionalität
in Verbindung mit der Pfarrausbildung zu bringen und wie wir konkret diesen
Fragen versuchen in der Ausbildung Raum zu geben. Und was ich beispielsweise von den
Lernvikaren und Studierenden lerne. Es sind zudem Fragen danach, wie
unterschiedliche Generationen auf die aktuellen Herausforderungen reagieren und
welche Chancen sich daraus für den Pfarrberuf ergeben. Nochmals anders
formuliert: Mit wem haben jetzige Pfarrpersonen zu rechnen, wenn
Berufsanfängerinnen in den Pfarrberuf nachkommen? Welche Chancen ergeben sich
daraus wieder fürs Arbeiten konkret vor Ort? Intergenerationelles Lernen meint
ja gerade kein Meister-Schüler-Lernen. Vom Berner Pfarrverein bin ich zudem
eingeladen worden zu einem Austausch darüber, wie Personen, die neu in den
Pfarrberuf kommen, darin unterstützt werden können, gerne diesen Beruf
auszuüben.