Mein Vater starb am frühen Morgen. Nach dem Schlaganfall einige Tage Tage zuvor war er teilweise gelähmt. Er lag im Bett, hielt die Augen geschlossen und atmete: gleichmässig und mühelos. Er sprach nicht mehr und wirkte, als hätte er sich entschieden, diese Welt zu verlassen. Als Pflegefall weiterleben, nein, das wollte er ganz offensichtlich nicht.
Zwei Tage und Nächte sassen meine Geschwister und ich abwechslungsweise am Bett. Wir befeuchteten die Lippen des Sterbenden, berührten ihn auf Anraten der Pflegefachfrauen nicht mehr und warteten mit ihm auf den Tod.
Der Blick in den Himmel
Am Morgen des dritten Tages, es wurde gerade hell und erste Vögel waren zu hören, öffnete mein Vater auf einmal die Augen und blickte durch das Fenster in den Himmel. «Was siehst du?», fragte ich und glaubte schon, er würde nun vom hellen Licht berichten, von dem gesagt wird, dass Sterbende es oft sehen. Doch mein Vater meinte: «Die Vögel, schau, wie sie fliegen.»