Auf dem Feld, wenn der Tag erwacht

Früh am Morgen

Im Frühjahr setzt sich der Bauer Fritz Mani Gredig manchmal schon um 5 Uhr auf den Traktor. Er mag es, in dieser Jahreszeit auf dem Feld die frühen Morgenstunden zu erleben.

Der Churer Ortsteil Halbmil liegt im Dunkeln. Still ist es auf der Landstrasse, die am Hof von Ida und Fritz Mani Gredig vorbeiführt. Nur im Stall flackern die Neonröhren, die per Zeitschaltuhr jeweils um 5.30 Uhr zu leuchten beginnen.

Um Punkt 5.45 Uhr kommt Fritz Mani Gredig im blauen Overall und mit einer Kappe, die das Markenlogo eines bekannten Unternehmens in der Milchwirtschaft  ziert, in den Stall. Der Bauer ruft einer Kuh zu: «Vilena, gang go mälcha.» Gemächlich setzt sich das Tier in Bewegung, steuert auf den Melkroboter zu.

Die Maschine erkennt die Kuh. Sobald sie in den Roboter eintritt, setzt der Roboterarm an und erleichtert Vilena um mehrere Liter Milch.

Extraeinladung für Vilena

Im Schnitt geben die Kühe von Bauer Mani Gredig 31 Liter Milch pro Tag und gehen selbstständig in den Melkroboter. Das hat er ihnen beigebracht. Einzig Kuh Vilena muss er jeden Morgen extra bitten.

Auch Mani Gredigs Frau Ida ist am frühen Morgen bereits auf den Beinen. Sie füllt etwas Milch aus dem Tank ab, um den Ziger zu schmieren, der im Hofladen verkauft wird. Wenn Lehrling Laurin nicht da ist, hilft sie beim Ausmisten in der Frühe. Das Ehepaar bewirtschaftet einen Hof mit 40 Milchkühen und Ackerbau. Er gehört zu einem der Pilotbetriebe für klimaneutrale Landwirtschaft in Graubünden.

Mehr Schlaf dank Technik

Wie an jedem Morgen um diese Zeit stehen die Kühe aufgereiht in ihren Boxen und warten auf ihr Futter. Fritz Mani Gredig schiebt den grünen Futtermischwagen an den Fressgittern entlang. Gleichmässig lässt er eine Portion Heu gemischt mit Kraftfutter vor dem Vieh ab. Dieses frisst umgehend sein Frühstück, sogleich ist ein gleichmässiges Kauen zu hören.

Anschliessend erhitzt der Bauer Milch für die jüngst geborenen Jungtiere. 40 Grad warm muss sie sein. Dem etwas älteren Jungvieh schaufelt Gredig Heu vors Maul.

Der Bauer selbst hat noch nicht gefrühstückt: «Das mache ich erst, wenn ich hier fertig bin.» Der 17-jährige Lehrling Laurin ist auch schon im Einsatz. Ohne viel zu reden, kehrt er den Mist zusammen.

«Für einen Jungen steht er gut auf», lobt Bauer Mani Gredig, der inzwischen in einem Raum mit Fenstern steht und seinen Blick über die wiederkäuende Herde im Stall schweifen lässt. Er kennt jedes Tier beim Namen. Namentlich ist das Vieh auch an seinem Computer aufgeführt. Auf dem Bildschirm zeigen ihm die Diagramme, wie oft die Kühe in den Melkroboter gegangen sind.

Roboter macht den Bauern flexibler

Bevor er einen Melkroboter besass, war der Landwirt noch früher aufgestanden. «Heute bin ich flexibler, das gibt mir mehr Lebensqualität.» Besonders gefällt ihm der Morgen im Frühling: «Im Mai gehe ich manchmal schon morgens um 5 Uhr auf das Feld hinaus und beginne zu arbeiten.» Er geniesst es, zu sehen, wie der Tag erwacht.

Es ist 7 Uhr, die Tiere sind versorgt. Der Bauer geht frühstücken. Draussen ist es hell und laut wegen der Autos, die über die Landstrasse fahren.