Schwerpunkt 15. September 2020, von Christa Amstutz Gafner

Die unbegleiteten Flüchtlinge liegen ihm besonders am Herzen

Sport

Elankeeran Raveendran kam vor sechs Jahren aus Sri Lanka in die Schweiz und ist stolz, heute für den «Zurich Crickets Cricket Club» zu spielen.

«Schon in meiner ersten Heimat war Cricket mein liebstes Hobby», sagt Elankeeran Raveendran. In einem Dorf im Norden Sri Lankas aufgewachsen, lebt Keeran, wie er sich kurz nennt, nun seit sechs Jahren in der Schweiz. «Glücklicherweise mit meiner ganzen Familie.» Sein Vater war Journalist in Sri Lanka und wurde schon mehrere Male ins Gefängnis gesteckt, zuletzt für zwei Jahre, als der Bürgerkrieg schon zu Ende war. Als er, gezeichnet von Folter, zuletzt auf freien Fuss kam, konnte er in der Schweizer Botschaft Asyl beantragen, ausreisen und als anerkannter Flüchtling schliesslich seine Frau und die vier Kinder nachholen.

Gelungener Neuanfang

«Es war nicht einfach, mit 16 all meine Freunde zurückzulassen», erzählt Keeran. Und mit der fremden Sprache tat sich der Tamile zu Beginn schwer. Nach einem Deutschkurs für Migranten besuchte er ein Brückenangebot für fremdsprachige Jugendliche und danach das normale zehnte Schuljahr in Goldau. Nun steckt der 22-Jährige schon im dritten Lehrjahr zum Informatiker. Und Keeran unterhält sich inzwischen locker auf Schweizerdeutsch. Von Anfang an aber vermisste Keeran das Kindheitsspiel vor der Haustüre. Er schaute sich um, ob es in der Schweiz vielleicht auch Cricket-Vereine gibt. Beim «Zurich Crickets Cricket Club» wurde er vor zweieinhalb Jahren fündig. «Wir sind eigentlich eine Juniormannschaft, das passte, weil ich längst noch nicht alle Regeln kannte.» In Sri Lanka hat er nie in einem Club gespielt, sondern einfach so mit Freunden auf der Strasse. Keeran ist stolz, beim ZCCC zu spielen. Immerhin hat der Club es letztes Jahr in der Erstliga-Meisterschaft ins Finale geschafft und wurde Zweiter hinter den Zürcher «Nomads». Im Spiel ist der Tamile vor allem als Bowler, als Werfer, im Einsatz, seine Stärke sind seine schnellen Würfe. Natürlich gebe es auch andere Taktiken, wie zum Beispiel den Ball aufschlagen zu lassen, damit er eine unerwartete Kurve nehme, erklärt er und fügt an: «Ich möchte aber unbedingt auch ein richtig guter Schlagmann werden.»

Jungs aus aller Welt

Gutgelaunt erzählt der junge Mann von seinem intensiven Sportprogramm. Dienstags geht er ins Volleyballtraining, im Winterhalbjahr kommen die Spiele hinzu. Und in der Cricket-Saison von April bis September verbringt er die meisten Wochenenden an Matchs, inklusive langer Anfahrten von Steinen im Kanton Schwyz, wo er mit seiner Familie lebt. Und natürlich geht er auch regelmässig ins Fitnessstudio. An Freundschaften mangelt es Keeran trotz der vollen Sportagenda nicht. Da sind zum Beispiel die Cricket- Kollegen. «Bei uns spielt es keine Rolle, ob du viel Geld hast oder keines, ob du Christ, Moslem, Jude oder Hindu bist.» Statt nur mit Tamilen zusammenzusein, kenne er nun viele Jungs aus aller Welt. Die afghanischen Kollegen, die teilweise als Minderjährige ohne Familie in die Schweiz kamen, liegen Keeran besonders am Herzen. «Wie für mich ist Cricket für sie ein Stück Heimat. Und mit uns zusammen lernen sie auch superschnell deutsch», sagt er.