Bäume zu pflanzen, ist sympathisch. Dem Reformator Martin Luther wird der Satz nachgesagt (so oder ähnlich): «Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.» Diese Aussage wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Symbol für den Wiederaufbau und hatte Baumpflanzungsaktionen zur Folge. Und im Jahr 1989 brachte der Musiker Reinhard Mey eine Platte heraus mit dem Titel «Mein Apfelbäumchen».
Milliarden für Bäume
Weltweit werden Milliarden von Franken in Aufforstung investiert. Einerseits mit dem Ziel, Holz ernten zu können, anderseits auch für den Klimaschutz. Doch das kann sich zu einem grossen Problem entwickeln, wie eine aktuelle Studie der University of Liverpool zeigt. Das deutsche Magazin «Spektrum» zitiert die Studienleiterin Kate Parr: «Statt Klima und Natur zu schützen, werden in grossem Massstab wertvollste Ökosysteme zerstört.»
In der Studie wurde das Programm «African Forest Landscape Restoration» untersucht. Dessen Ziel ist es, bis 2030 auf einer Fläche von 130 Millionen Hektaren «ökologisch geschädigten» Landes Bäume zu pflanzen – mehr als 30-mal die Fläche der Schweiz. Die Weltbank unterstützt es mit einer Milliarde Dollar, weitere 540 Millionen kommen von privaten Investoren. Projektpartner ist das deutsche Entwicklungshilfeministerium.
Das Ziel, die riesige Fläche in 30 afrikanischen Ländern ökologisch zu sanieren, wird aber gemäss den Forschenden weit verfehlt. Grossflächig würden Bäume gepflanzt in Lebensräume, wo sie nicht hineinpassten. In dafür ungeeignete Savannen und
Grassteppen werde die Hälfte der Bäume des Programms gesetzt. Dies bedroht gemäss der Studie nicht nur Tiere und Pflanzen dieser Lebensräume, sondern auch die Menschen dort. Ferner kämen Arten wie Akazien aus Australien oder Eukalyptus in die Pflanzungen, die den Wasserhaushalt gefährden würden. Die Forschenden fordern einen Stopp des Programms und eine Anpassung, damit tatsächlich wirksam aufgeforstet wird.