Lässt sich Gott im Wald erfahren?
Uwe Habenicht: Die Gotteserfahrung und die Selbsterfahrung gehören zusammen, weil wir in der Gotteserfahrung gar nicht anders können, als uns im Lichte Gottes neu und anders zu verstehen, so wie in Liebesbeziehungen ja auch. Der Wald als ein ungerichteter Raum, der uns zu nichts auffordert und nichts von uns fordert, eröffnet uns einen neuen Zugang zu uns selbst und damit auch zu Gott. Im Wald entdecken wir uns selbst als leibliche Wesen, die immer schon eingebettet sind in eine vielfältige Mitwelt.
Und was geschieht dann?
In der Schöpfung finde ich Spuren des Schöpfers. Ich kann mich als Geschöpf unter anderen Geschöpfen begreifen. Oft scheinen wir ja von der Schöpfung getrennt, wir kultivieren die Natur und verzwecken sie damit. Im Wald kann ich diese Grenze überwinden. In der Natur muss ich nichts tun, ich darf einfach sein, kann beobachten und die Augen und Sinne für die Wunder der Natur öffnen, hinter der ich Gott spüre. Die Ameise findet ihren Weg ohne mich. Ich werde zu einer Stimme im Konzert der Schöpfung.