An einem Marktstand von «1001 Gemüse» in Rheinau können die Besucherinnen und Besucher Winterweisserbsen in die Erde setzen, versehen mit Wünschen auf Zettelchen. «Ein Same ist ein Vorschlag an das Schicksal. Ein Vorschlag für eine neue Welt», heisst es in der Anleitung dazu. Jedes Samenkorn sei ein Schatz, in dem die Information für Wurzeln, Blätter, Zweige, Blüten, Erbsen, mehr Pflanzen, ja für ganze Ökosysteme stecke. «Was für eine Welt würdest du gern wachsen lassen?» fragt das Erbsenkorn.
«Das Saatgut ist matchentscheidend», sagt Amadeus Zschunke. «Der Samen ist der Anfangspunkt und zugleich die Achillesferse aller landwirtschaftlicher Produktion.» Ob Stärkeproduktion für die Industrie oder Tierernährung – alles starte mit dem Samenkorn. Auch unser Essen, das gesund sein solle, vielseitig und schmackhaft.
«Wir ernten, was wir säen, darum brauchen wir Saatgut, das die Welt in die richtige Richtung entwickelt. Wir leben ja in verschiedener Beziehung völlig über unsere Verhältnisse», sagt Sativa-Chef Zschunke. «Wir müssen also Sorten züchten, die uns dabei helfen, besser im Einklang mit der Schöpfung zu leben.» Das gelinge etwa mit Sorten, die genügsamer seien, mit weniger Input auskämen. «Mit weniger Dünger zum Beispiel, denn Dünger ist Energie.»
Züchten für die Schöpfung
Oder mit weniger Pestiziden, die das Trinkwasser vergiften. Oder Sorten, die mit den veränderten Klimaverhältnissen besser zurechtkämen. Daran arbeite die Sativa mit ihren biodynamischen Pflanzenzüchtungen seit 26 Jahren. «Als Gesellschaft täten wir gut daran, wenn wir uns des Werts der Vielfalt bewusst wären und sie förderten, statt sie mit Gentechnik und intensiven Monokulturen zu reduzieren.»
Die Sativa stellt sich auch gegen die Patentierung von Saatgut, wie sie die grossen, herkömmlichen Saatgutproduzenten und Gentechfirmen betreiben. «Die Vermehrung und Selbstnutzung sollte ein Grundrecht der Landwirte sein.» Deshalb erlaubt die Sativa den Kunden, das Saatgut für den Eigengebrauch selbst nachzuziehen.