Kaum in einem Buch spielt die Landwirtschaft eine so herausragende Bedeutung wie in der Bibel. Kein Wunder: Die jahrtausendealten biblischen Geschichten spielen alle in agrarischen Gesellschaften des Nahen und Mittleren Ostens. Manche Sippenverbände waren damals als nomadisierende Viehzüchter unterwegs, andere Bevölkerunggruppen waren teilweise oder ganz sesshaft und betrieben Ackerbau.
Dass in einer heiligen Schrift, die in einem solchen Umfeld entstanden ist, viel von Vieh und den Früchten des Feldes die Rede ist, versteht sich von selbst. Und naheliegend ist auch, dass Ziegen, Schafe, Acker, Korn und Reben in machen Erzählungen eine symbolische Bedeutung haben, die über das Profane hinaus weit hinein ins Metaphysische reicht.
Vom Garten auf den Acker
Die Bibel beginnt bereits mit einer Erzählung, die zeigt, wie der Mensch zum Bauern wurde. Im jüdisch-christlichen Schöpfungsmythos lebt das von Gott erschaffene Menschenpaar Adam und Eva in einem herrlichen Garten mit vielen Früchten zur Nahrung. Die beiden essen aber gegen Gottes Gebot auch von der verbotenen Frucht und werden aus dem Paradies vertrieben.
Gott sprach: «Verflucht ist der Erdboden um deinetwillen, mit Mühsal wirst du dich von ihm nähren ein Leben lang. Dornen und Disteln wird er dir tragen, und das Kraut des Feldes wirst du essen. Im Schweiss deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst.» (Gen 3,17-19)
Diese Geschichte hat zum einen eine theologische Dimension: Sie zeigt, was geschieht, wenn der Mensch seine enge Verbindung mit Gott kappt. Er fällt aus dem behüteten Dasein hinaus in eine feindliche Lebenssphäre, in der er sich im täglichen Kampf ums Überleben bewähren muss. Das Paradies, der Garten Eden, scheint in dieser Welt nur noch hin und wieder zwischen den dornigen Disteln und stachligen Ranken des mühselig bearbeiteten Ackers auf.