Ich ernähre mich seit 25 Jahren vegetarisch. Verzichte also auf Fleisch und Fisch. Eier esse ich mehrheitlich von Hennen, die nach zwei Jahren in Pension gehen dürfen und nicht geschlachtet werden. Natürlich habe ich manchmal Lust auf einen Biss in einen Landjäger oder im Sommer auf eine gegrillte Bratwurst. Aber ich möchte nicht, dass Tiere für meinen kurzen Genussmoment sterben. Auch Produkte aus Leder kaufe ich nicht.
Eigentlich ist für mich die vegane Ernährung die einzig ethisch vertretbare Wahl, damit gar keine Tiere für meinen Konsum sterben müssen. Doch es fällt mir schwer, auf Käse zu verzichten. Das zeigt, wie tief Essgewohnheiten in uns verankert sind. Deshalb verstehe ich, dass es Fleischessenden trotz Verzichtwillens schwerfällt, ihre Routine zu ändern.
Ich habe nichts dagegen, wenn sich jemand ab und zu ein gutes Stück Fleisch von einem Tier gönnt, das auf einem Bauernhof ein schönes Leben hatte. Aber braucht es denn wirklich Schinken im Sandwich, Poulet im Curry oder Hackfleisch in der Tomatensauce? Bei einigen Gerichten schmeckt man das Fleisch kaum, und trotzdem wird nicht darauf verzichtet. So konsumiert jede Person in der Schweiz durchschnittlich 47 Kilogramm Fleisch pro Jahr, obwohl die Schweizer Lebensmittelpyramide nur 18 Kilogramm empfiehlt. So viel Fleisch brauchen wir nicht, um unsere Gesundheit zu sichern. Ausserdem gibt es viele nährstoffreiche pflanzliche Produkte zur Auswahl.
Trotzdem entscheiden wir uns dafür, fühlende Lebewesen zu töten. Besonders Schweine sind sensible Wesen, die emotionale Beziehungen aufbauen und komplexe soziale Zusammenhänge verstehen. Klar, ein Mastschwein würde ohne unseren Konsum gar nie geboren werden. Doch dürfen wir einem Tier Leben schenken, nur um es dann wieder zu nehmen?
Selbst auf die Jagd zu gehen, wäre wohl die natürlichste Lösung. Doch auch das könnte ich moralisch nicht ertragen. Ich stelle mir dann immer vor, ich wäre selbst ein Tier: Was, wenn dieses erlegte Tier meine Freundin, mein Partner ist – jemand, der mir nahesteht? Ein Leben, das plötzlich nicht mehr da ist, nur weil ich einmal in einen Landjäger beissen wollte. Dann verzichte ich lieber ganz darauf.