Die Augustsonne steht bereits ein Stück über den Baumwipfeln, ihre Strahlen fallen auf die Waldwiese. Janique, Karl, Cornelia, Anita und Ursula strecken sich der Wärme entgegen und schütteln die Feuchtigkeit und Kälte der Nacht ab. Sie haben im Zelt auf der Wiese oder unter dem Blätterdach im Wald nebenan geschlafen.
Vor dem Cevi-Haus am Waldrand wäscht mir Cornelia die Füsse. Nach diesem Begrüssungsritual steigen wir auf einem kurzen Pfad hinab in den Wald und betreten einen Platz mit Feuerstelle, Sitzkreis und Gebetsplatz. Überall entdecke ich verspielte Kunstwerke aus Waldmaterial: ein Mobile aus Zweigen, Türme aus Steinen, ein Bild aus Aststücken. Spuren der letzten Tage, die im Wechsel von Werken, Kochen, Essen und Schlafen, Geselligkeit und Beten vergangen sind.
Ein einfaches Kloster
Hier im Wald oberhalb von Altstetten nahe der Stadt Zürich haben sich die Teilnehmenden des Waldklosters eingerichtet und geniessen den Luxus, Handy, Uhr und Terminplan beiseitezulegen, mit der Sonne aufzustehen und im eigenen Rhythmus in den Tag hineinzuleben.
Sie alle sind verbunden mit dem Verein «Stadtkloster Zürich», den es seit zehn Jahren gibt. Die Idee, das Stadtkloster für eine Woche in den Wald zu verlegen, hatte Karl Flückiger. Der reformierte Pfarrer, Organisationsberater und Psychotherapeut engagiert sich seit den Anfängen für das Stadtkloster. Im Sommer 2024 fand unter dem Motto «Stadtkloster goes wild» zum ersten Mal eine Waldwoche statt.
