Porträt 23. Oktober 2019, von Katharina Kilchenmann

Mit Freude und Neugierede in den neuen Lebensabschnitt

Theologie

Vor vier Jahren startete Barbara Ruchti ihr Theologiestudium. ist sie frischgebackene Pfarrerin und freut sich auf ihre esret Stelle.

Bei ihrer ersten Taufe im Lernvikariat in Langenthal hat nicht das Taufkind geschrien, sondern ein kleiner Junge in der ersten Bank­reihe. Und zwar so herzzerreissend, dass man mit ihm die Kirche verlassen musste. «Das hat mich schon etwas gestresst», berichtet Barbara Ruchti lachend. «Und die schöne Taufansprache, die ich vorbereitet hatte, kam kaum zur Geltung. Aber die Leute waren verständnisvoll und hilfsbereit.» Während vierzehn Monaten erlernte Ruchti als Vikarin den Pfarrberuf: Gottesdienste, Abdankungen, Seelsorge, Trauungen, kirchliche Unterweisung.

Pfarrerin mit Stil

Dazu kam ein umfangreiches Ausbildungsprogramm, das von Religionspädagogik über Sprechcoaching bis zur Stilberatung reichte. «Nach und nach bin ich in die Rolle hineingewachsen und habe gemerkt: Der Beruf ist anspruchsvoll, aber er gefällt mir enorm.» Endlich konnte sie das theologische Grundwissen mit dem Leben und den Leuten in der Gemeinde verbinden. «Menschen bei wichtigen Lebensübergängen oder existentiellen Herausforderungen zu begleiten, ist ein Privileg.» Sie müsse noch viel dazulernen, betont die frischgebackene Pfarrerin, aber sie fühle sich jetzt für den Berufsalltag gerüstet.

Neustart mit 44

Ende Jahr übernimmt Barbara Ruchti eine sechsmonatige Mutterschaftsvertretung, eine 50-Prozent-Stelle. «Ich bin froh, dass ich erst einmal nicht voll arbeiten werde. Die letzten vier Jahre mit Studium und Vikariat waren streng. Jetzt merke ich, dass ich energiemässig etwas über meine Verhältnisse gelebt habe.» Trotzdem will Ruchti nun eine feste Stelle suchen. Ob auf dem Land oder in der Stadt, ist noch offen. Sicher aber ist, dass sich die ehemalige Betreuerin im Justizvollzug auf den neuen Lebensabschnitt freut. «Mit 44 Jahren bin ich nochmals Anfängerin. Und vor mir liegen 20 Berufsjahre, in denen es mir bestimmt nicht langweilig sein wird.» Katharina Kilchenmann