Recherche 25. November 2021, von Nadja Ehrbar

Auf Boldern entstehen 55 Wohnungen mit Seesicht

Boldern

Oberhalb von Männedorf will der Trägerverein Boldern Wohnungen bauen. Läuft alles nach Plan, können die ersten Mieter 2025 einziehen. 

Monatelang war es still geworden um die Pläne, die auf dem Boldern-Areal oberhalb von Männedorf hätten verwirklicht werden sollen. Im ehemaligen Tagungszentrum der evangelischen Kirche war zuletzt ein Therapiezentrum für traumatisierte Flüchtlinge vorgesehen. Doch das Projekt scheiterte an der Zusammenarbeit mit dem Ambulatorium für Kriegs- und Folteropfer. Sie wäre zu komplex geworden («reformiert.» 13/2020).  

Nun hat der Trägerverein Boldern an seiner Mitgliederversammlung sein jüngstes Projekt präsentiert. Auf dem Land unterhalb des Seminarhotels, das dem Trägerverein gehört, sollen für etwa 33 Millionen Franken rund 55 Wohnungen entstehen. Aus den Arbeiten von fünf Architekturbüros ging jene der Raumfindung-Architekten aus Rapperswil als Siegerin hervor. Das Projekt nennt sich «Seeterrassen» und hat die Jury vor allem deshalb überzeugt, weil es sich gut ins Ortsbild einfügt und viel Grün- und Freiraum bietet, wie Vorstandsmitglied Daniel Walser sagte. 

In insgesamt acht dreigeschossigen Häusern sollen zweieinhalb- bis fünfeinhalb-Zimmer-Wohnungen zu erschwinglichen Preisen entstehen. Die Mietzinseinnahmen werden es dem Trägerverein, der in eine Stiftung überführt werden soll, weiterhin erlauben, soziale und gesellschaftliche Aktivitäten auf Boldern durchzuführen (siehe Text unten). 

In eine steuerbefreite Zukunft

Der Trägerverein Boldern und sein Vermögen sollen per 1. Januar 2022 in eine gemeinnützige Stiftung überführt werden. Das gab Madeleine Strub-Jaccoud, Präsidentin des Trägervereins, an einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung bekannt. 

Das Vermögen, zu dem auch das Land auf dem Boldern-Plateau sowie die 35 000 Quadratmeter unterhalb des Hotels gehören, soll auf diese Art von Steuern befreit werden. Der Sitz der Stiftung wird in Männedorf sein. Ihr Zweck ist es, die Begegnung von Menschen, die sich für eine solidarische Gesellschaft und nachhaltige Lebensräume einsetzen, zu fördern. Das kann in Form von Seminaren, Diskussionen und anderen Veranstaltungen sein. Der genaue Wortlaut ist allerdings noch nicht festgelegt. 

Der Vorstand des Trägervereins wird auch den ersten Stiftungsrat stellen, um Kontinuität zu gewährleisten, wie Strub sagte. Auch könne der Stiftungsrat in Zukunft rascher und autonomer agieren. Aus dem heutigen Trägerverein mit 96 Einzel- und 52 Kollektivmitgliedern (ausschliesslich Kirchgemeinden) wird ein Förderverein. 

Die Mitgliederzahl des Trägervereins hat über die letzten Jahre abgenommen. Boldern solle gesellschaftspolitisch aber weiterhin eine Rolle spielen, sagte Präsidentin Strub. «Es muss deshalb auch unabhängig von den Kirchen lehren und funktionieren können.»                            

Diese Aktivitäten sollen in Gebäuden stattfinden, die nördlich des Hotels angesiedelt sind. Die heutigen, veralteten Häuser würden umgebaut oder ersetzt. Was im Detail geplant ist, sei noch offen, sagte Madeleine Strub-Jaccoud, Präsidentin des Trägervereins, am Rande der Versammlung. Das Hotel, das per Januar 2016 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde und 59 Zimmer anbietet, soll vergrössert werden. 2015 erhielt es eine neue Küche, eine Lounge und eine aufgefrischte Lobby. Einige der Zimmer wurden renoviert, ebenso der Seminarraum Orion. 

Eine Umzonung ist notwendig

Damit der Betrieb weitergeführt werden kann, ist eine Umzonung in eine Wohn- und Gewerbezone notwendig. Derzeit liegen die Gebäude auf dem Boldern-Plateau in einer Zone für öffentliche Bauten. Über eine solche Umzonung befindet in Männedorf die Gemeindeversammlung. Wann das Geschäft vors Volk kommt, ist noch nicht bekannt. 

Für die Wohnungen braucht es weder eine Umzonung noch einen Gestaltungsplan. Das Land liegt in einer Wohnzone. Sie können gemäss der aktuellen Bau- und Zonenordnung gebaut werden. Der Vorstand des Trägervereins hofft deshalb, dass er die Baubewilligung 2022 erhält. Ein Jahr später würden dann die Bauarbeiten starten und rund zwei Jahre dauern.