Dass die EKS diese Forderungen mitträgt, freut Verena Mühlethaler zwar. Trotzdem sei das Engagement nur «halbherzig», kritisiert die Pfarrerin der Kirchgemeinde Zürich. «Ich hätte mir gewünscht, dass die EKS deutlich mehr als nur einige tausend Franken spendet, und dem Bündnis als Partnerin beitritt.» Diese Forderungen hatte das Netzwerk Migrationscharta erhoben, dem Mühlethaler angehört.
Die EKS lebe von den Geldern ihrer Mitgliedkirchen, erklärt Präsident Gottfried Locher auf Anfrage. «Der Rat würde aus diesem Grund niemals an der Synode vorbei grosse Beträge freigeben.» Mit seinem Positionsbezug setze er jedoch «ein Zeichen». Die Reaktionen auf die Unterstützung von «United4Rescue» seien vorwiegend positiv. «Offensichtlich ist es uns gelungen, die Pflicht, Menschen vor dem Ertrinken zu retten, vom Dilemma, in dem wir uns in der Migrationspolitik befinden, zu trennen.»
Die Integrationskraft der Zielstaaten sei begrenzt, räumt Locher ein. Und er betont: «Die Befürchtung, Schlepper würden darauf spekulieren, dass die Flüchtlinge von zivilen Rettungsschiffen nach Europa gebracht werden, nehme ich ernst.» Dennoch könne niemand ein Dilemma geltend machen, wenn es um Seenotrettung gehe. «Menschen, die zu ertrinken drohen, müssen wir retten.»
Willy Honegger dagegen findet es falsch und «naiv», dass die EKS die Seenotrettung unterstützt. «Die Kirche will Gutes tun, bewirkt aber das Gegenteil, weil Seenotrettung noch mehr Flüchtlinge anzieht», so der Pfarrer in Bauma, der in der Synode der EKS sitzt. Die Kirche solle sich besser um Flüchtlinge in der Schweiz kümmern und christliche Hilfswerke unterstützen, die potenziellen Migranten «Perspektiven im eigenen Land geben».
Auch Theddy Probst, ebenfalls Synodaler der EKS, betont: Die Kirche dürfe nicht Hilfspersonal von Schlepperbanden werden und solle sich für Flüchtlinge und Migrationskirchen hierzulande einsetzen. Dennoch begrüsst der Pfarrer in Wildberg die Stellungnahme: «Sie ist ein klares Signal für Menschlichkeit und gegen Gleichgültigkeit.»