Zur Erinnerung: Auf die grüne Revolution setzte auch Indien bei den grossen Hungersnöten in den 1950er und 1960er Jahren. Im grossen Stil wurde die indische Landwirtschaft umgemodelt. Zuerst war das Ergebnis durchaus positiv. Heute aber zeigt sich, dass damit kaum eine nachhaltige Entwicklung angestossen wurde. Ertragsrückgänge, auslaugte Böden und sinkende Grundwasserspiegel zeigen die Grenzen der grünen Revolution auf. Auch dass viele Bauern im Punjab, der Reiskammer Indiens, nach ihrem Bankrott Suizid mit Spritzmittel begingen, sorgte für Negativschlagzeilen.
Noch andere Akteurinnen macht Andrews aus, die versuchen, die traditionellen Saatgutbanken mit ihrem ausgeklügelten Tauschsystem zu verdrängen: die Regierungen selbst. Sie haben Agraringenieure der Saatgut-Multis wie Monsanto/Bayer, Syngenta und Dupont/Dow, die zusammen mehr als die Hälfte des globalen Saatguthandels beherrschen, als Berater in die Landwirtschaftsministerien geholt.
Für die Technokraten in vielen Regierungen Afrikas gilt deshalb die «grüne Revolution» wieder als Zauberwort, um die Ernährungssouveränität in ihren Ländern herzustellen. «Sie flüstern den Ministern ein, dass beispielsweise gentechnisch veränderter Mais resistent gegen die Trockenheit sei», umschreibt Andrews die Verführungskünste der Agrarkonzern-Lobby. Andrews, die bäuerliche Frauennetzwerke im südlichen Afrika berät, ist dagegen davon überzeugt, dass gerade das Züchten mit lokalen Samen hilft, sich auf die neuen Umweltbedingungen des Klimawandels anzupassen. «Da ist ein Jahrhunderte altes Wissen da», erklärt Andrews. Mit Kreuzungen verschiedener Sorten könnte man selbst die Pflanzen auf zunehmende Dürre und stärker werdende Dürre hin optimieren.