Nun sind es drei: Nach dem Amtsinhaber Michel Müller vom Synodalverein und der Kirchenrätin Esther Straub von der Religiös-sozialen Fraktion meldet auch Sabrina Müller Ambitionen an für das Präsidium des Kirchenrats der reformierten Landeskirche im Kanton Zürich. Ins Rennen geschickt wird die Pfarrerin und Privatdozentin für Praktische Theologie an der Universität Zürich von der Liberalen Fraktion.
Liberale nominieren Sabrina Müller
Die Liberale Fraktion schickt Sabrina Müller ins Rennen um das Kirchenratspräsidium. Der bisherige Vizepräsident Andrea Bianca erhält die Unterstützung seiner Fraktion nicht mehr.
Quereinstieg in die Kirchenpolitik
Es sei Zeit für eine Frau an der Spitze der Zürcher Landeskirche, begründen die Liberalen ihre am Abend des 15. Juni beschlossene Nomination. «Menschen glauben heute nicht weniger, das Bedürfnis nach Spiritualität nimmt nicht ab, es wird aber pluraler und diverser», lässt sich Sabrina Müller zitieren. Sie wolle sich für eine «innovative, wertschätzende, partizipative, dialogfähige und hoffnungsvolle Kirche» engagieren.
Sabrina Müller wurde 1980 geboren und war sechs Jahre lang Pfarrerin in Bäretswil im Zürcher Oberland. Daneben schrieb sie ihre Doktorarbeit und wechselte 2015 in die Forschung an der Universität Zürich. Vor zwei Jahren schloss sie ihre Habilitation ab. Ab 2019 hatte sie für zwei Jahre die Geschäftsführung des Zentrums für Kirchenentwicklung übernommen. Seit zwei Jahren ist sie Geschäftsleiterin des Forschungsschwerpunkts Digital Religion(s) und leitet das Projekt «Hermeneutische Dynamiken individueller und gemeinschaftlicher christlich-religiöser Sinnstiftung in einer Kultur der Digitalität». Zudem sitzt sie im Vorstand der freikirchlich geprägten ERF-Medien.
Katharina Kull tritt nochmals an
Neben Sabrina Müller unterstützt die Liberale Fraktion auch die erneute Kandidatur von Katharina Kull. Sie leitet seit 2015 das Finanzressort im Kirchenrat und stellt sich damit für eine dritte Amtsdauer zur Verfügung.
Weil mit Müller und Kull die beiden Sitze der Liberalen in der Exekutive der Zürcher Landeskirche bereits vergeben wären, entzog die Fraktion Andrea Bianca ihre Unterstützung. Der Pfarrer sitzt seit 16 Jahren im Kirchenrat, seit 2015 ist er Vizepräsident. Bianca erwägt, zu den Wahlen, die am 21. November stattfinden, trotzdem anzutreten, einfach ohne Fraktion im Rücken.
Die Ersatzbank besetzen
Die Ausgangslage für die Wahlen präsentiert sich jetzt spannend und komplex zugleich. Michel Müller, Esther Straub und Sabrina Müller stellen sich ausschliesslich für das vollamtliche Präsidium zur Verfügung. Für jene, die nicht gewählt werden, müssen ihre jeweiligen Fraktionen also Ersatzkandidaturen bereit halten für den Kirchenrat. Synodalverein, Liberale und Religiös-soziale halten derzeit je zwei Sitze.
Wenn Sabrina Müller gewählt werden und Andrea Bianca nicht im Kirchenrat bleiben sollte, würden mit ihm, Esther Straub und Michel Müller gleich alle drei bisherigen Pfarrpersonen das Gremium verlassen. Die einzige Fraktion, die keinen Anspruch erhebt auf das Präsidium, ist die Evangelisch-kirchliche Fraktion. Unklar ist jedoch, ob sie neben ihrem bisherigen Kirchenrat Bruno Kleeb eine weitere Kandidatur wagt. Das Kirchenparlament wurde im Frühling gewählt, nun müssen sich die Fraktionen für die neue Amtsdauer, die nach der Sommerpause beginnt, formieren.