Er freue sich natürlich, sagt Klaus Bäumlin auf Anfrage. Der am 1. Dezember verliehene Ehrendoktortitel der Theologischen Fakultät der Uni Bern zeige, dass gut ankam, was er wollte und probierte. Es sei ihm aber nicht darum gegangen, Politisches oder Anstössiges zu machen. «Ein Aphorismus von Kurt Marti, der 1977 ebenfalls Ehrendoktor wurde, bringt meine Haltung gut zum Ausdruck: Me macht, was me mues, we me macht, was me cha. Ich tat einfach, was ich konnte.»
So ist dem Theologen Bäumlin auch weniger wichtig, was andere Medien hervorhoben: Dass er 1995 in der Nydeggkirche in Bern eine öffentliche Segnungsfeier für zwei homosexuelle Männer abhielt. Zwar ist das auch Teil der Laudatio, die im zweiten von drei Abschnitten Bäumlins Engagement für «marginalisierte Gruppen» als wegweisend lobt.
Gelungene Zusammenfassung
Am Herzen liegt ihm aber insbesondere der dritte Punkt. Dieser würdigt Bäumlins Bestreben, die Aktualität der biblischen Texte freizulegen und zu lehren, dieses «unerschöpfliche Kulturgut» in der Theologie, Musik und in den bildenden Künsten neu wahrzunehmen. «Die ganze Laudatio ist eine sehr gute Zusammenfassung davon, was mir in meinem Tun wichtig war und ist», sagt er.
Auch der erste Teil der Laudatio geht auf den Kommunikationsaspekt ein. Als Redaktor der Zeitschrift reformatio und des «reformiert.»-Vorgängers Saemann habe Bäumlin «in hellwacher Zeitgenossenschaft» das kirchliche und gesellschaftliche Geschehen kommentiert und universitäre Theologie in alltägliche Lebenswelten vermittelt.
Mit Hilfe der Umstände
Dies tut der heute 80-Jährige seit 2004 bis heute als Kursleiter in der Volkshochschule. Doch manches wie beispielsweise die Segnung des Schwulenpaars sei rückblickend schlicht auch wegen der Umstände möglich gewesen, meint Klaus Bäumlin. «Der Kirchgemeinderat stand hinter mir, es brauchte so gar nicht viel Mut dazu.»
Die nüchterne Bescheidenheit des Pfarrers zeigt sich schliesslich auch in der Antwort auf die Frage, ob sich durch den Ehrendoktortitel etwas ändere für ihn: «Nein nein, ich werde mir trotzdem immer noch keine Visitenkarte drucken lassen. Ich mache einfach weiter, wie ich kann.»