Recherche 13. Juni 2021, von Katharina Kilchenmann

«Die Kirche macht keine Politik und ist dennoch politisch»

Sommersynode

Rita Famos hat als Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS die Sommersynode eröffnet. In ihrer Rede betonte sie: auch eine kleine Kirche kann Grosses bewirken.

165 Tage ist Rita Famos als Präsidentin des Dachverbands der Reformierten Schweizer Landeskirchen im Amt, und sie hat in der Öffentlichkeit bereits erste Akzente gesetzt. So reagierte sie skeptisch auf die Idee, dass der Bundesrat eine feste Botschaft am Heiligen Stuhl in Rom einrichten will. Und sie kritisierte auf Twitter Bischof Bonnemains Äusserung, Frauen würden mit dem Herzen denken und Männer mit dem Verstand, von der sich viele vor den Kopf gestossen fühlten

Global gesehen sind wir eine unglaublich reiche Kirche. Und wir sind Teil einer wachsenden Kirchengemeinschaft.
Rita Famos, Präsidentin EKS

Kämpferisch ist auch ihre Eröffnungsrede am Sonntag auf dem Bernexpo-Gelände, wo die Synodalen sich dieses Jahr treffen. Rita Famos ist keine die jammert, weil hierzulande der reformierten Kirche zunehmend ihre Mitglieder abhandenkommen. Vielmehr betont sie, dass immer noch rund 2 Millionen Menschen in der Schweiz reformiert sind. «Global gesehen sind wir eine unglaublich reiche Kirche. Und wir sind Teil einer wachsenden Kirchengemeinschaft.»

Die Synode ist gemäss Verfassung das oberste Organ der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS. In der Synode sind die aktuell 80 Synodalen versammelt, die darin ihre 25 Mitgliedkirchen vertreten. Sie stellt die Legislative der EKS dar und beschliesst daher über die Grundsätze und das Wesen der EKS. Das bedeutet, dass sie dem Rat Aufträge erteilt und Anträge behandelt, die ihr vom Rat vorgelegt werden. Die Synode formuliert Anregungen zum kirchlichen Leben und zur kirchlichen Auftragserfüllung. Sie bestimmt die Handlungsfelder, in denen die EKS zukünftig wirken soll, und nimmt die Legislaturziele zur Kenntnis.

Nicht die Grösse der Gemeinde sei entscheidend, sondern die Haltung und das Engagement der Einzelnen und der kleinen Gruppen, so Famos. In der zweitausendjährigen Kirchengeschichte seien vor allem jene Episoden entscheidend, wo kleine Bewegungen begonnen hätten, einen Unterschied in dieser Welt zu bewirken. «In einer Zeit, in der auch andere etablierte Institutionen wie die Armee, politische Parteien, SRF oder die Printmedien an Bedeutung verlieren, stimmen wir nicht ein in den Schwanengesang.» Auch wenn die Kirche institutionell kleiner und schwächer werde, sei das kein Grund zu lamentieren.

Die Kirche hat viel zu bieten

Im Gegenteil: Die Kirche biete den Raum zwischen Privatem und Öffentlichem. Einen Ort, um über aktuelle Fragen zu diskutieren und sich eine Meinung zu bilden. Den Blick weg von sich und auf die Herausforderungen der Zeit zu richten. «Auch wenn wir keine Politik machen, sind wir doch politisch.»