Drei Wochen vor der Herbst-Kirchgemeindeversammlung der reformierten Kirche Nidwalden stand in der «Nidwaldner Zeitung»: «Nicht publizierte Meinungsbeiträge in den ,Kirchen-News’: Streit geht in die nächste Runde.» Der Artikel berichtete, dass der frühere Redaktor der «Kirchen-News» Thomas Vaszary, vor Gericht eine Entschädigung erwirken will.
Ein Jahr zuvor, im November 2020, wurde er entlassen, weil er entgegen der Weisung des Kirchenrats kontradiktorische Positionen zur Konzernverantwortungsinitiative veröffentlichen wollte. Das Duell war mehr als ausgeglichen: Christoph Mäder, reformiertes Kirchenmitglied und seines Zeichen auch Präsident von Economiesuisse, und Katharina Boerlin von der kirchlichen Plattform «Kirche für Konzernverantwortung» sollten streiten. Zum Schluss wurde die bereits gedruckte Ausgabe eingestampft – «reformiert.» berichtete.
Prozess um 60'000 Franken
Der schwelende Konflikt wurde indes vom Kirchenrat seit einem Jahr unter den Teppich gekehrt. Nie ein Rückkommen auf den Fall in der Kirchen-News, die von nun an strikt der Doktrin «No politics» folgte. Und erst recht sollte nicht der anstehende Prozess, in dem es um 60'000 Franken Entschädigung für den entlassenen Redaktor geht, auf die Traktandenliste gesetzt werden.
Aber der Kirchenrat hatte die Rechnung ohne seine engagierten Kirchenmitglieder gemacht. Zuhauf, wie selten zuvor, strömten sie zur Versammlung am 29. November nach Stansstad. Schlangen bildeten sich bei der Ausweiskontrolle am Eingang. Dann kam der Paukenschlag bereits beim ersten Traktandum, bei der Abnahme des Budgets 2022.
Plötzlich spielte der Fall Thomas Vaszary eine Rolle bei der Begründung des Zurückweisungsantrags des Budgets. Erst wenn Prozesskosten und Entschädigung feststünden, sollte das Budget den Segen der Mitglieder erhalten. Mit grosser Mehrheit folgten die Anwesenden dem Antrag. So wird bis zur nächsten ausserordentlichen Versammlung Ende Januar oder Anfang Februar ein budgetloser Zustand vorherrschen. Kirchenratspräsident Wolfgang Gaede schien überrumpelt zu sein und setzte kaum zur Gegenwehr an.
Zuerst keine Empfehlung
Ein schon im Vorfeld kontrovers diskutiertes Thema waren die anstehenden Bestätigungswahlen für die beiden Pfarrpersonen Silke Petermann-Gysin und Dominik Flüeler. Etwas kryptisch und knapp wurde deren Wahl in den «Kirchen-News» mit zwei Sätzen angekündigt: «Vorgängig hat es für beide Personen keine Wahlempfehlung aus dem Gemeindekreis Stans beziehungsweise der Kirchenpflege Stans gegeben.»