«Das wäre der Schweiz unwürdig»

Hilfswerk

Katharina Gfeller von Mission 21 hält die vom Bundesrat vorgesehene Finan­zie­rung für inhuman.

Wie wichtig sind die Beiträge des Bundes für Ihre Organisation?

Katharina Gfeller: Sie sind sehr, sehr wichtig. Gut ein Drittel unserer internationalen Entwicklungszusammenarbeit finanzieren wir damit.

Mission 21 engagiert sich speziell in der Friedensförderung. Wie?

Längerfristig setzen wir uns ein für gewaltfreie Konfliktlösung und ein friedliches Zusammenleben von gewaltbetroffenen Gemeinschaften in Nigeria, Südsudan und Indonesien. Dabei arbeiten wir interreligiös mit Partnern zusammen. Diese können an der Basis Brücken zwischen Gemeinschaften schlagen und Vertrauen aufbauen. Zugleich wirken sie auch auf nationaler oder internationaler Ebene sehr aktiv an Friedensprozessen mit, zum Beispiel der Kirchenbund im Südsudan.

Katharina Gfeller

ist Abteilungsleiterin Internationale Beziehungen und Mitglied der Geschäftsleitung des Hilfswerks Mission 21.

Was ist dabei besonders wichtig?

Ein spezielles Augenmerk legen wir vor allem in der interreligiösen Friedensförderung auf die Bekämpfung von sexueller und genderbasierter Gewalt. Diese stellt leider in allen Kontexten, in denen wir tätig sind, ein grosses und oftmals tabuisiertes Problem dar.

Wie würden sich Kürzungen der Bundesbeiträge darauf auswirken?

Wir müssten ganze Projekte und Länderprogramme einstellen, weil diese Kürzung eine wirkungsvolle Durchführung unmöglich machen würde. Bewährte Partnerschaften aufs Spiel zu setzen und die Menschen im globalen Süden im Stich zu lassen, ist nicht nur unprofessionell, sondern für ein Land wie die Schweiz unwürdig und inhuman.

Welche Alternativen hätten Sie, um zu Geld zu kommen?

Wir sind bereits seit Längerem daran, die Spendenbasis zu verbreitern, unter anderem mit Stiftungsfundraising und Legate-Marketing, aber der Wettbewerb ist sehr gross. Die Unterstützung aus dem kirchlichen Umfeld ist für uns überlebenswichtig. Zudem unterstützen wir unsere Partner und helfen, selbst Finanzierungsquellen aufzubauen, damit sie bald auf eigenen Füssen stehen.