Welches ist Ihr liebster Weihnachtsschmuck? Was lässt Ihr Herz jeweils höher schlagen, wenns ans Schmücken des Gartens, des Baums oder der Wohnung geht? Das fragten wir eine Synodalrätin, eine Boutiquebesitzerin, eine Pfarrerin, eine Brienzer Holzschnitzerin und die Präsidentin des Vereins Haus der Religionen. Und wir bekamen fünf ganz unterschiedliche Antworten. Nur in etwas waren sich die Frauen einig: An Weihnachten sind Erinnerungen wichtiger als immer ausgefallenere Deko-Ideen.
Die Zeitmaschine. «Wir haben seit fünfzehn Jahren keinen Baum mehr.» Diese überraschende Antwort kommt von Gerda Hauck, der Präsidentin des Vereins Haus der Religionen. Doch die Weihnachtsdekoration ist trotzdem ein Riesending im Hause Hauck. «Unsere Krippe ist zimmerfüllend und eine eigentliche Zeitmaschine», berichtet die Katholikin mit einem Lachen.
Und sie erzählt, was alles dazu gehört zur Anlage, die ihr Mann jeweils mit viel Liebe inszeniert: Im Tal unten Bethlehem mit Minarett, ringsherum Getier und Menschen aus aller Welt, dann die Isis-Grotte, in der Ferne der Kölner Dom. Und damit Besucher nicht nur staunen, sondern auch schmunzeln können, kommt eine Königin als Vierte im Bunde zur Krippe, unter einem Baum komponiert Johann Sebastian Bach das Weihnachtsoratorium, und sogar Papst Franziskus hat seinen Auftritt: Er eilt als Pappfigur zur Krippe. «Ich freue mich immer das ganze Jahr auf die sechs Wochen stubenfüllendes Weihnachtsglück», gesteht Gerda Hauck. Man glaubt ihr aufs Wort und versteht, warum in diesem Haus kein Baum mehr Platz hat.
Die Vogelschar. Mit Baum wird dagegen bei Synodalrätin Pia Grossholz gefeiert. Und viel herrlich-bunter Kitsch gehört unbedingt dazu. Zwischen den Kerzen hats immer auch eine Schar farbiger Vögelchen. Die Schar vermehrt sich laufend, denn sicher ist: «Jedes Jahr kommen ein paar neue dazu.»
Die Erinnerungsmelodie. Die Pfarrerin Brigitte Affolter von der Kirchgemeinde Pilgerweg am Bielersee hat im letzten Jahr mit Kindern und einer Floristin selber Weihnachtschmuck gebastelt. «Mit geschickten Händen haben sie sich an die Arbeit gemacht und viele farbige Kugeln, Sterne, Herzen, Glocken, Törtchen und Engel geformt, bespritzt oder dekoriert», erinnert sie sich. Und die Wirkung am grossen Baum in der Kirche war überwältigend. Die Pfarrerin: «Plötzlich war sie da, die längst verloren geglaubte Melodie aus meiner Kindheit, dass ‹Friede auf Erden› eingekehrt ist.»
Das Ausgefallene. Und wie versetzen sich die Deko-Profis in Weihnachtsstimmung? Jene, die immer ein bisschen Weihnachten haben? Ruth Fischer, Holzbildhauerin aus Brienz, die das ganze Jahr Madonnen, Jesuskinder und Könige schnitzt, mags an Weihnachten am liebsten unhölzig: «Ich kaufe mir alle Jahre ein etwas ausgefallenes Stück Christbaumschmuck. Einmal wars eine Kuh, ein andermal ein Fotoapparat.» In diesem Jahr hat sie ihre Sammlung in den Ferien im Schwarzwald ergänzt. Eine Baumkugel in Form einer Kuckucksuhr.
Das Unbezahlbare. Barbara Beetschen, Boutiquebesitzerin in Interlaken und eine routinierte Dekorateurin, die in ihrem Geschäft Weihnachtsschmuck aus Lettland, Italien, Frankreich und Skandinavien verkauft, bleibt privat am liebsten bei den Werken ihres Mannes. Grosse Schneesterne und kunstvoll umrankte christliche Symbole schnitzt er in stundenlanger Kleinstarbeit. Die Objekte sind bei der Kundschaft begehrt, obwohl sie nicht billig sind. «Aber das ist hundert Prozent Handarbeit», schwärmt Barbara Beetschen, «eigentlich unbezahlbar.»