Recherche 11. September 2017, von Christoph Knoch

«Den Menschen verpflichtet und von Gott bewegt»

Kirche

Am 10. September feierten die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn ein grosses Kirchenfest mit Massimo Rocchi, acht Gottesdiensten und viel Musik.

«Ich bin glücklich, so viele Menschen aus dem ganzen Kanton an diesem Tag in Bern zu treffen. Bei der Durchsicht der 151 Gemeindeseiten und über 50 Kirchgemeindepublikationen aus dem ganzen Kirchengebiet, habe ich mich über die grosse Präsenz des Kirchenfests gefreut. In den Gottesdiensten am Morgen wurde die Vielfalt unserer Kirche spürbar», betont Synodalratspräsident Andreas Zeller.

Massimo Rocchi und die Bibel. 5000 Portionen Risotto seien auf dem Waisenhausplatz bereitgemacht worden (schliesslich wurden sogar 6000 ausgegeben), hiess es und Massimo Rocchi spannte in seinem Wort zum Sonntag-Nachmittag den Bogen zu Jesu Speisung der 5000, zum Weinwunder von Kana und weiteren biblischen Geschichten.

Er sei mit Pinocchio und Bibel aufgewachsen. «Die Bibel aber hat mir viel besser gefallen mit all ihren Heldengeschichten, denn Batman und Spiderman kannte ich noch nicht», gestand der Kabarettist. Wunder schaffe er keine. Doch: «Ein Wunder war als unsere Familie zu acht im Cinquecento ans Meer gefahren ist.» Seine biblische Tour d’Horizon wird vielen in Erinnerung bleiben.

Leitsätze «transportabel» machen. Um die sieben Leitsätze der Vision Kirche 21 nicht in Schubladen verschwinden zu lassen, wurden sie von Dorothee Reize zweisprachig deklamiert. Das «Lied zu Vision» ist leicht singbar und könnte sich in den Gemeinden durchaus verbreiten.

Die Predigt der Nydegg-Pfarrerin Rosa Grädel gab Anregungen, wie die Sätze im Alltag umgesetzt werden könnten. Die Radiojournalistin Ladina Spiess hat mit einer präzisen Moderation durch den Nachmittag geführt. «Welche Sätze wisst ihr noch?» so eine Frage ans Publikum und dann ihr Rat: «Nehmt ein Gegensatzpaar und tragt es mit nach Hause.»

Musik verbindet. Weithin sichtbar auf dem Bundesplatz waren die zu einem Chor vereinten Jodlerinnen und Jodler wie die grosse Brassband. Unüberhörbar die Heavy Metal Band auf der Bühne, während alle Herzen dem Kinderchor zuflogen. Pfarrerinnen und Pfarrer, inklusive Kirchenbund- und Synodalratspräsident sangen unter Leitung von Simon Jenny Werke von Rutter und Schütz und alle 1300 Stimmen vereinten sich zu etlichen Liedern, die die Botschaft der sieben Leitsätze über den vollen Bundesplatz trugen. «Die Musik hat mich berührt, das Programm war so abwechslungsreich. Die zwei Stunden waren wie im Nu vergangen», so eine Stimme aus dem Publikum.

Gottesdienste in übervollen Kirchen. Das Projektteam hatte grossen Wert daraufgelegt, dass in den acht Gottesdiensten ein vielfältiges Kirchenbild sichtbar und erfahrbar werden konnte. «Ja, es war für uns wesentlich mehr Aufwand als das erste Projekt im Stade de Suisse», gab Pia Moser ehrlich zu, «aber es war letztlich so richtig. Dieses Fest mit vielen Farben und Formen hat die Vielfalt unserer Kirche wirklich sichtbar werden lassen.»

Ob in der Nydegg, in der etliche draussen vor der Tür der Predigt lauschten, in der Église française, dem Münster, der Heiliggeist oder Paulus-Kirche, überall waren Sitzplätze Mangelware. Wort und Musik ergänzten einander. «Ich war überrascht, wie viel in den Sätzen steckt. Und: Jürgen Ebach hat faszinierend gezeigt, wie der Gedanken- oder Bindestrich verbinden kann oder Gegensatzpaare in Spannung zueinander setzt», so eine Gottesdienstbesucherin.

Die Kraft, etwas zu bewirken. Ein rundum gelungenes Fest, das die «Kirchenfamilie» aus dem Gebiet der Kirchen Bern-Jura-Solothurn über Kantons- und Sprachgrenzen zusammengebracht hat. Wieweit es Wirkung über die Familiengrenzen hinaus entwickeln wird, wird schwierig abzuschätzen sein.

Der Solothurner Sonderzug wird nicht so schnell vergessen gehen. Die ermutigenden Worte des Kirchenbundpräsidenten «Zwei Millionen in diesem Land sind reformiert. Mehrere Hunderttausend im Kanton Bern. Hier auf dem Platz sind wir etliche Tausend. Wir haben die Kraft, etwas zu bewirken. Haben wir den Mut, es auch zu tun.»

 

 

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