Noch ist das Feld karg und braun, eingezäunt mit einem Absperrband. Aber schon diesen Spätsommer werden auf den etwa 20 Quadratmetern Erde bunte Staudenbeete in sämtlichen Regenbogenfarben blühen. Auf dem Friedhof Sihlfeld, dem grössten Friedhof der Stadt Zürich, entsteht eine erste Ruhestätte mit Schwerpunkt queere Menschen. Priscilla Schwendimann hat das Projekt von Anfang an ideell begleitet und unterstützt.
Die reformierte Pfarrerin der Mosaic Church in Zürich wirkt nachdenklich an diesem schönen Sommertag. Die Frage, ob ein Themengrabfeld für queere Menschen nicht eine Separierung, eine neue Form der Diskriminierung bedeute, wurde ihr in den letzten Tagen immer wieder gestellt. Zudem musste sie viele negative Online-Kommentare, die im Zusammenhang mit der Berichterstattung erschienen sind, verdauen. «Dabei geht es doch überhaupt nicht um Abgrenzung», sagt sie, die selbst in einer lesbischen Beziehung lebt. Denn das Themengrabfeld ist nicht exklusiv für queere Menschen vorgesehen. Nur schon rechtlich wäre dies gar nicht möglich. Hierzulande ist es nämlich nicht erlaubt, für einzelne Interessengruppen ein separates Grabfeld bereitzustellen. Vielmehr stehe der neue Begegnungsort allen offen, «die sich mit dem Regenbogen als Symbol für Toleranz und Freiheit identifizieren können», betont Schwendimann.