Am Auffahrtstag feiert die Mennonitische Weltkonferenz ihr 500-Jahr-Jubiläum zusammen mit der Zürcher Landeskirche. Geplant sind Workshops, Konzerte, Theateraufführungen, Podiumsdiskussionen, Stadtführungen und ein Gottesdienst im Zürcher Grossmünster.
Die Veranstaltung symbolisiert die Versöhnung der verschiedenen Reformationszweige und bietet Gelegenheit, über die historischen Wurzeln der Täuferbewegung nachzudenken. Ort und Zeitpunkt des Jubiläums sind bewusst gewählt. 1525 erschütterte in Zürich ein Ereignis die religiöse Ordnung: Eine kleine Gruppe junger Männer trat aus dem Schatten der etablierten Reformation und taufte sich als Erwachsene.
Ablehnung der Kindertaufe
Die von Martin Luther 1517 ausgelöste Reformation hatte auch in der Schweiz mächtige Wellen geschlagen. In Zürich trieb der charismatische Priester Ulrich Zwingli den kirchlichen Wandel voran. Einige seiner Schüler – darunter Konrad Grebel, Felix Manz und Jörg Blaurock – fanden die Reformation unzureichend. Sie forderten eine Kirche, die sich ausschliesslich an der Bibel orientiert und ohne staatlichen Einfluss agiert. Der Konflikt entbrannte an der Taufe. Die Täufer lehnten die Kindertaufe ab, weil sie glaubten, dass nur ein mündiger Mensch bewusst den Glauben wählen könne.
Am 21. Januar 1525 trafen sich Grebel, Manz, Blaurock und andere im Haus eines Mitstreiters in Zürich und tauften sich gegenseitig. Dieser Akt war ein bewusster Bruch mit der staatlich-kirchlichen Ordnung.
Wiedertaufe mit Todesstrafe belegt
Die Obrigkeit reagierte prompt. Wenige Tage nach der Taufe verbot der Stadtrat die Versammlungen und später die Wiedertaufe unter Androhung der Todesstrafe. Die Täufer wurden verfolgt und eingesperrt. 1527 liess der Zürcher Stadtrat Manz und sieben Glaubensbrüder in der Limmat ertränken – mit der zynischen Bemerkung: «Wer sich zweimal taufen lässt, soll ein drittes Mal untergetaucht werden.»
Bis heute bleibt die Frage, warum Zwingli die Hinrichtung seiner Mitstreiter nicht verhinderte. Zwingli habe mit dem Urteil gerungen, sagt Christian Scheidegger, Historiker für frühneuzeitliche Kirchengeschichte und Täufertum. Im Deutschen Reich bestimmte die Obrigkeit das Glaubensbekenntnis der Untertanen. Dennoch gab es Reformatoren wie den lutherischen Johannes Brenz, die sich entschieden gegen die Hinrichtung der Täufer wandten. Zwingli tat dies nicht. Vielleicht wollte er die junge Reformation nicht gefährden.
Für strikte Trennung von Kirche und Staat
Durch die Verfolgung breitete sich die Bewegung rasch aus: in ländliche Gebiete der Schweiz wie das Emmental oder Schaffhausen, nach Süddeutschland, ins Elsass und später in die Niederlande und die USA. Die Täuferbewegung spaltete sich im Lauf der Zeit in verschiedene Gruppen. Bekannt sind die Amischen in den USA, die sich bis heute der Moderne verweigern. Allen gemeinsam waren der Glaube an die bewusste Nachfolge Christi und die Trennung von Kirche und Staat.