Im engen Versteck auf der Heubühne

Täufer

Taufgesinnte waren den Obrigkeiten jahrhundertelang ein Dorn im Auge. Im alten Bern und Zürich kam es zu regelrechten Täuferjagden.

Hinter Hütten heisst ein Bauernhof in der weitläufigen Emmentaler Gemeinde Trub. Das 1608 errichtete Haus ist eng mit der Geschichte der Täufer während der Zeit der Berner Reformation verbunden. Auf der Heubühne des Hauses befindet sich das einzige noch aufsuchbare Täuferversteck der Schweiz. 

Regula und Simon Fankhauser, denen der Hof gehört, haben dieses Relikt erhalten und machen es der Öffentlichkeit zugänglich. Jährlich kommen Hunderte von Interessierten, um sich die kleine Geheimkammer unter den Bodenbrettern der Heubühne anzusehen. 

Wer dieses Verlies sieht, kann sich die Angst vorstellen, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts der Hofbesitzer und Täufer Christen Fankhauser und seine Glaubensgeschwister ausgestanden haben müssen, wenn sie jeweils den dunklen Holzverschlag aufsuchten und mit klopfendem Herzen hofften, dass der Täuferjäger wieder abzog. 

Rückhalt in der Bevölkerung

Eines Wintertages im Jahr 1709 ging Christen Fankhauser dem Häscher dann doch ins Netz. Fankhauser kam ins Gefängnis, daraufhin hätte er mit 47 anderen Täuferfrauen und -männern nach Amerika deportiert werden sollen. In Holland kamen sie jedoch frei. Christen fand später bei einer Täufergemeinde im Jura dauerndes Asyl. 

Regula Fankhauser auf Hinter Hütten betrieb Nachforschungen zur Täuferbewegung. Sie und ihr Mann Simon betreuen die Ausstellung auf dem Hof. Zunächst gelte es, zwischen den Zürcher und den Berner Täufern zu unterscheiden. In Zürich seien sie wegen ihrer praktizierten Erwachsenentaufe mit der Obrigkeit in Konflikt geraten. 

Im alten Bern war es der Pazifismus, der die Obrigkeit störte.
Regula Fankhauser, Bauernhof Hinter Hütten

Anders als im Kanton Bern: Hier sei das Problem der Pazifismus der Taufgesinnten gewesen, sagt Regula Fankhauser. Indem sie den Waffendienst verweigerten, entzogen sie der Obrigkeit, die mit Söldnern handelte, eine Geldquelle und gefährdeten die Wehrfähigkeit der damaligen Republik. 

Verfolgt wurden die Taufgesinnten überall. «Hier im Emmental waren sie schwer zu kontrollieren, die Bauern lebten in einer unwegsamen Landschaft und waren als Sennen saisonal mobil», sagt Regula Fankhauser. Die Pfarrer kannten zwar die Leute, mochten aber die «Brüder und Schwestern», wie sich die Täufer selbst nannten, oft nicht melden. 

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Entsprechend kam es zuerst eher punktuell zu Verfolgungen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurden sie intensiver, 1659 installierte die Regierung als Verfolgungsbehörde die Täuferkommission, später Täuferkammer genannt.
Bern war vor allem auf die Köpfe der Taufbewegung aus. Mit der Jagd auf deren Lehrer und Prediger beauftragten die Vögte Sträflinge, die sich so die Freilassung und ein Kopfgeld verdienen konnten. Die Bevölkerung aber sympathisierte mit den Gejagten, warnte sie, wenn Kopfgeldjäger unterwegs waren. 

In Zürich ging die Obrigkeit von Anfang an organisierter vor. Die Häscher überraschten die Täufer an ihren Versammlungsorten und nahmen ganze Gruppen fest. Die verhängten Strafen umfassten Busse, Haft, Ausweisung, Galeerendienst oder Hinrichtung. Im 18. Jahrhundert endete die Verfolgung, zuerst mit dem Duldungsedikt von 1815 jedoch waren die Schweizer Täufer offiziell toleriert.