«Helfen wir mit in Gottes Namen»

Migration

Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz unterstützt das Bündnis «United4Rescue». Sie setzt sich damit für die Seenotrettung ein.

Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) positioniert sich in der Migrationspolitik. Laut Communiqué vom 30. Januar entschied der Rat der EKS, das Bündnis «United4Rescue» zu unterstützen. Das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ini­tiierte Aktionsbündnis setzt sich für die Seenotrettung von Migranten im Mittelmeer und eine Asylpolitik der EU auf Basis der Menschenrechte ein. EKS-Präsident Gottfried Locher sagt: «Vor den Toren Europas ertrinken Menschen auf der Suche nach einer friedvollen Zukunft. Täglich. Helfen wir mit, Leben zu retten – in Gottes Namen.»

Die EKS wird laut Locher «einen symbolischen finanziellen Beitrag» bewilligen. Sie tritt dem Bündnis nicht als Partnerin bei. Und zwar einzig aus formalen Gründen, weil sich die EKS etwa auch nie Initiativkomitees von Volksbegehren anschliesse.

Enttäuschte Reaktion

Bisher gehören dem Bündnis «United4Rescue» rund 150 deutsche Organisationen an. Neben der EKD auch diakonische Werke, Migra­tionsorganisationen, deutsche Landeskirchen, Kirchgemeinden und Einzelpersonen. Schweizer Kirchgemeinden und Kantonalkirchen könnten auch beitreten. Dazu will sie die EKS allerdings nicht aufrufen. Diese Forderung hatte das Netzwerk Migrationscharta am 7. Januar erhoben. In einem offenen Brief verlangte das Netzwerk von der EKS zudem, dem Bündnis beizutreten, es finanziell zu unterstützen und sich beim Bund dafür einzusetzen, dass sich die Schweiz an der Aufnahme von aus Seenot geretteten Menschen beteiligt.

Pierre Bühler vom Netzwerk Migrationscharta freut sich einerseits über das «positive Zeichen». «Die EKS hat die menschenunwürdige Situation der Flüchtlinge im Mittelmeer und in den Lagern in Griechenland wahrgenommen», sagt der emeritierte Zürcher Theologieprofessor. Andererseits sei er jedoch enttäuscht. Die symbolische finanzielle Unterstützung des Bündnisses  – laut der Neuen Zürcher Zeitung handelt es sich um «einige tausend Franken» – findet er jedoch «viel zu bescheiden in der reichen Schweiz». Auch bedauert er, dass die EKS nur auf eine von vier Forderungen des Netzwerkes eingegangen ist. «Die EKS hätte viel entschiedener Partei ergreifen können.»

Inhatliche Übereinstimmung

Inhaltlich trägt die EKS alle vier Forderungen von «United4Rescue» mit: Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollen auf dem Mittelmeer eine Seenotrettung  einrichten. Und auch die zivile Seenotrettung dürfe nicht länger kriminalisiert werden.

Für Bootsflüchtlinge fordert das Netzwerk faire Asylverfahren. Und Städte, die zusätzliche Flüchtlinge aufnehmen wollen, sollen das dürfen. Im letzten Jahr hat sich die EKS in einer interreligiösen Erklärung zu Flüchtlingsfragen bereits dafür ausgesprochen, Resettlement-Programme zum festen Bestandteil des Schweizer Asylsystems zu machen. Jetzt teilt sie mit, dass sie «in Sinne einer Soforthilfe» Flüchtlingsprojekte von reformierten Kirchen in Griechenland unterstützten wird.

Schiff soll an Ostern auslaufen

«United4Rescue» will ein Seenotrettungsschiff ins Mittelmeer schicken. An Ostern soll es auslaufen. Das Bündnis hat schon genug Spenden gesammelt, um bei der Ersteigerung eines Schiffes mitzubieten. Mitte Januar besichtigte eine Delegation das Forschungsschiff «Posei­don», das Ende Januar verkauft wird. Die geschätzten Kosten: eine Million Euro.