Als Teenager wollte Lutz Fischer-Lamprecht Bundeskanzler werden. 18-jährig wurde er Mitglied der Jungen Union, der Jugendvereinigung der CDU, überzeugt, viel besser zu politisieren als Helmut Kohl. Mit der Werbung für den Pfarrberuf, die sein Religionslehrer damals machte, konnte er nichts anfangen. Im Gegenteil: Er stimmte ins Gelächter der Klasse ein, nachdem der Lehrer auf eine entsprechende Infoveranstaltung hingewiesen hatte. Pfarrer, ha, nie im Leben!
Stets nah am Leben dran
Inzwischen ist er seit 25 Jahren Pfarrer. Die Passion für die Politik ist ihm dennoch geblieben: Mitte Januar wurde Fischer-Lamprecht zum Präsidenten des Parlaments der Reformierten Kirche Aargau gewählt. Der 55-Jährige leitet fortan die Synode mit 170 Sitzen.
Als er als junger Mann in der Bundeswehr diente und dort mit einem Kollegen über die Zukunft sprach, überzeugte ihn dieser, Theologie zu studieren und Pfarrer zu werden. «Menschen von der Geburt bis zum Tod begleiten und mich mit existenziellen Fragen beschäftigen – das beflügelt mich bis heute», sagt Fischer-Lamprecht im Wohnzimmer des hellblauen Pfarrhauses in Wettingen, wenige Wochen vor der Wahl zum Synodepräsidenten.
Tatsächlich umgab ihn der christliche Glauben von der Wiege an. Bloss erlebte er ihn zunächst auch von einer beklemmenden Seite. Die fromme Grossmutter, die im Elternhaus lebte, fürchtete die Hölle. Erst als Fischer-Lamprecht nach der Konfirmation einer Jugendgruppe beitrat, erfuhr er eine angstfreie Religiosität. «Und im Theologiestudium dann noch viel stärker.