Der baselstädtische Friedhof «Hörnli» ist der grösste der Schweiz. Zehntausende liegen hier auf rund fünfzig Hektaren zur letzten Ruhe gebettet, unter ihnen Prominente wie der Theologe Karl Barth. Doch viele wünschen sich einen intimeren Ort für ihr Grab. Diesen bietet die Basler Predigerkirche. In der ehemaligen Klosterkirche der Dominikaner aus dem frühen 13. Jahrhundert kann man seine Asche im «Prediger-Gärtlein» entlang der Kirchenmauer beisetzen lassen oder in der «Tumba» aus Sandstein, dem früheren «Dominikus-Grab» im Chor der Kirche. Dies dürfte einmalig sein in der Schweiz.
Anknüpfen an alte Tradition. Die Idee kam Pfarrer Michael Bangert, nachdem er erfahren hatte, dass es dank des liberalen Basler Bestattungswesens möglich ist, die Asche von Verstorbenen ohne Urne beizusetzen. Bangert will damit an die alte Bestattungstradition anknüpfen, die in der Predigerkirche bis ins Jahr 1805 Bestand hatte. Bei der Kirche «gemeinsam mit anderen Gotteskindern» begraben zu sein, sei ein altes christliches Motiv, erklärt der christkatholische Pfarrer.
Er stelle in Gesprächen immer wieder Hilflosigkeit und Unbehagen fest. Viele lehnten die heute übliche Friedhofskultur ab. Das zeige auch die Nachfrage nach alternativen Bestattungsorten, etwa in der Natur. Manche bewahrten die Urnen mit der Asche von Angehörigen zu Hause auf, was Bangert nicht wirklich ideal findet. «Das Thema ‚Tod und Sterben’ muss gerade von der christlichen Kirche angstfrei und spirituell neu akzentuiert werden», fordert er.
Persönliche Beziehung über den Tod hinaus. Zurzeit sind elf Personen in der heute christkatholischen Predigerkirche beerdigt, neun im «Gärtlein», zwei in der «Tumba». Die Gräber stehen allen offen, unabhängig von der Konfession. Die erste Person, die in der «Tumba» die letzte Ruhe fand, war ein Reformierter. Auf der Liste mit den Anmeldungen, die dem Pfarrer vorliegt, finden sich sogar Personen, die keiner Kirche angehören. In der Predigerkirche ruhen Verstorbene, die zu Lebzeiten eine persönliche Beziehung mit diesem Ort verband.
Auch Michael Bangert möchte zusammen mit seiner Frau dereinst in «seiner» Kirche beerdigt werden. Platz gibt es genügend. Im «Gärtlein» für dreihundert, in der «Tumba» sogar für 2000 Bestattungen. Der Pfarrer betont aber: «Wir betreiben keinen Friedhof.» Die Art der Beisetzung erfolgt für alle gleich. Die beiden Grabstellen in der Predigerkirche sind Gemeinschaftsgräber, sie sind aber nicht anonym: «Jeder wird unter seinem Namen beigesetzt. Auf Titel hingegen verzichten wir.»
Auch im Kreuzgang des Münsters. Die Kosten werden mit Rücksicht auf die Möglichkeiten der Verstorbenen und ihrer Angehörigen gemeinsam mit dem Pfarrer festgelegt. «Die Gräber stehen für uns in erster Linie für Ruhe, Erinnerung und Verbundenheit und nicht für Geld», sagt Bangert.
Und wie sieht es bei den Reformierten aus? In den altehrwürdigen Mauern des Basler Münsters? «Die Bereitschaft und die Möglichkeit, sich im Kreuzgang beisetzen zu lassen, sind gegeben», sagt Pfarrer Lukas Kundert, Kirchenratspräsident der evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt. Es habe sich nur noch niemand dafür interessiert.
(Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».)