Sie kämpft hartnäckig für eine bessere Zukunft

Auszeichnung

Pfarrerin Rebecca Mutumosi Mfutila aus der Demokratischen Republik Kongo erhält einen Preis der Schweizer Kirchen. Sie erzählt von Armut, Gewalt und der Kraft des Glaubens.

Ruhig erzählt Rebecca Mutumosi Mfutila im Büro von Mission 21 in Basel von den jüngsten Krisen in ihrem Land. Im Osten Kongos flüchten gerade wieder unzählige Menschen vor den neusten Kämpfen der Rebellengruppierung M23 mit der kongolesischen Armee.

Flucht und Gewalt gehören seit Jahrzehnten zum Alltag im zweitgrössten afrikanischen Land. Zahlreiche, kaum zu überschauende Milizgruppen kämpfen in der Region der grossen Bodenschätze für unterschiedlichste, auch grenzübergreifende Interessen, überfallen Dörfer, morden, vergewaltigen.

Doch der Pfarrerin bereitet auch eine neue Entwicklung Sorge: «Unsere Erde, die einst so fruchtbar war, erbringt immer kleinere Ernten.» Es gebe eine vorher nicht gekannte Trockenheit. «Die Mangelernährung nimmt zu, viele hungern.»

Von Männern angefeindet

Mfutila ist Pfarrerin der Communauté Evangélique du Kwango (CEK), einer Partnerkirche von Mission 21. Das Schweizer Missionswerk unterstützt seit Jahren Projekte der CEK, besonders zur Förderung von Mädchen und Frauen. Unterstützt wird auch die Arbeit des Frauenbunds der Kirche, deren Präsidentin Mfutila ist. «Ein kleiner Hausgarten, den man giessen kann, wirkt oft Wunder», sagt sie. Der Frauenbund verteilt nicht nur das Saatgut an die Frauen – ein Teil der Erträge wird weiterverarbeitet und verkauft: Erdnussbutter, Ingwerpaste, Sojamilch, Malzsaft.
Oft sind es kleine Erfolge ihrer Arbeit, die Mfutila bestärken. Sie erzählt von Ruth. Die Halbwaise hatte Schreckliches erlebt, bevor Frauen der CEK sich ihrer annahmen. «Jetzt hat sie ganz viele Mütter und ist glücklich.» Ruth geht zur Schule, obwohl noch nicht das Geld fürs ganze Jahr zusammen ist.
Dass Mfutila Theologie studierte und 2014 in der CEK ordiniert wurde, ist nicht selbstverständlich in der durch und durch patriarchalen Gesellschaft in Kongo. Damit ist sie auch bei Männern in ihrer Kirche auf Widerstand und Feindseligkeit gestossen. «Ich habe mich nicht einschüchtern lassen, bin hartnäckig geblieben und kämpfe unverdrossen weiter», sagt die 54-Jährige.
Wenn sie predigt, ist die Kirche voll. Doch immer noch gibt es Männer, die nicht zu ihr in den Gottesdienst kommen. Dass sie verheiratet sei, habe geholfen, fügt Mfutila an. «In meiner Kultur muss eine Frau verheiratet sein, um respektiert zu werden.» Auch ihr Mann ist Pfarrer der CEK. Einen Lohn kann die Kirche dem Paar kaum bezahlen, und die Spenden der Mitglieder fallen gering aus. Ihren Lebensunterhalt verdienen die beiden deshalb im Ministerium für Berufsbildung.

Ich habe mich nicht einschüchtern lassen, bin hartnäckig geblieben und kämpfe weiter.

Von Jesus lernen

Manchmal ist der ganze Einsatz aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Dennoch verliert Mfutila die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht. Sie zitiert eindringlich die Worte von Jesus:  «Kommt zu mir, all ihr Geplagten und Beladenen: Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin sanft und demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele» (Mt 11,29). Sie sei getragen von der Hoffnung, dass auch in Kongo dereinst Ruhe einkehre.

Dass sie den Sylvia-Michel-Preis erhalten hat, macht Mfutila stolz. «Das Preisgeld wird auf jeden Fall Frauen in meinem Land zugute kommen.»

Ein Preis für starke reformierte Frauen

Der Sylvia-Michel-Preis wird seit 15 Jahren an Frauen vergeben, die sich für mehr Frauenpower in der weltweiten reformierten Kirchengemeinschaft einsetzen. Er ist mit 5000 Dollar dotiert und wird ausgerichtet vom Verein PanKS, dem Präsidentinnen und Vizepräsidentinnen von Schweizer Kirchenräten angehören, sowie von der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) und der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen. Namensgebend für den Preis ist Sylvia Michel. Ab 1980 präsidierte die heute 87-Jährige sechs Jahre lang den Aargauer Kirchenrat, als erste europäische Frau in dieser Funktion. An der EKS-Synode vom 7. November, an der Mfutila den Preis erhielt, wurde bekannt, dass sich die PanKS nächsten Frühling auflöst. Die Zukunft des Preises ist aber gesichert.

Mission 21 in der DR Kongo

Mission 21 unterstützt in der DR Kongo seit langem die Arbeit der Partnerkirche Communauté Evangélique du Kwango (CEK). Die Projekte kommen der benachteiligten Bevölkerung in der weit abgelegenen, sehr armen Kwango-Region und in der Hauptstadt Kinshasa zugute. Die CEK unterhält im Kwango einen Gesundheitsdienst, Schulen, eine Berufsschule und ein Landwirtschaftsprojekt. Sie trägt so wesentlich zur Grundversorgung bei. In der patriarchalen Gesellschaft der DR Kongo sind Frauen stark benachteiligt. Mission 21 unterstützt den Frauenbund der CEK dabei, Frauen agrarökologisches Wissen und Berufsbildung zu vermitteln sowie sie für Leitungsfunktionen zu stärken. Frauen werden zudem für die Wahrnehmung ihrer Rechte und gegen geschlechtsspezifische Gewalt sensibilisiert.

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