Seit den schlimmen Überschwemmungen in Deutschland, die vor allem Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz getroffen hat, sind sechs Monate vergangen. Wie geht es den Menschen heute?
Thorsten Latzel: Eine pauschale Aussage lässt sich nicht machen, denn die Betroffenen stehen an sehr verschiedenen Punkten. Während einige ihre Häuser von Schutt und Schlamm befreit haben, überlegen sich andere, ob sie ihr Heim überhaupt wieder aufbauen sollen. Während die einen bereits Geld vom Staat erhalten haben, warten andere noch immer auf Unterstützung. Alleine im Ahrtal sind 150 000 Menschen betroffen. Fachleute schätzen, dass 15 000 davon mit posttraumatischen Belastungsstörungen kämpfen.
Wie unterstützt die Kirche diese Menschen?
Unmittelbar nach den Überschwemmungen war es wichtig, dass die Leute wieder Boden unter die Füsse bekamen. Dafür sorgten die Einsatzkräfte wie Feuerwehr, Hilfsorganisationen und Notfallseelsorge. Als diese Ersthelfer wieder abzogen, ging es darum, eine gewisse Normalität herzustellen: die neue Wohnung einrichten, Anträge für finanzielle Hilfe stellen oder eine gewisse Infrastruktur aufbauen. Hierfür hatten wir Unterstützung von Partnerorganisationen und Experten, etwa der landesweiten Katastrophenhilfe der Diakonie. Wir haben zum Beispiel geholfen, abzuklären, wer für welche Schäden aufkommt. Denn es gilt eine vorgegebene Reihenfolge zu beachten: zuerst springen die Versicherungen ein, dann kommen die staatliche Hilfe und schließlich Spenden von Privaten und der Kirche zum Tragen.