Bringt Tourismus eigentlich, abgesehen vom wirtschaftlichen Aspekt, der Gesellschaft etwas?
Ja, aber nur, wenn Reisende und Bereiste wirklich miteinander in Kontakt kommen. Das bedingt, dass man sich vor einer Reise mit Land und Leuten auseinandersetzt. Im besten Fall findet so ein sozialer Austausch auf Augenhöhe statt, der für beide Seiten bereichernd ist.
Die meisten Menschen wissen wahrscheinlich, wie sie fairer und bewusster reisen könnten. Aber tun sie es auch?
Nur bedingt. Es gibt seit rund 50 Jahren Untersuchungen zu diesem Thema. Interessant ist, dass das Umweltbewusstsein hoch ist und auch jährlich zunimmt, das tatsächliche umweltbewusste Verhalten oder Reisen aber eben nicht. Es gibt eine Lücke zwischen dem, was man möchte, und dem, was man macht. Und diese Lücke wird im Bereich Reisen grösser. Es gibt Reiseanbieter, die versuchen, dem entgegenzuwirken.
Wie machen sie das?
Das Reiseunternehmen Studiosus hat zehn Jahre lang verschiedene Wege ausprobiert, um die Leute dazu zu bringen, den CO2-Ausstoss einer Reise finanziell zu kompensieren. Die Verantwortlichen haben die Möglichkeit zur Kompensation an verschiedenen Orten im Buchungsprozess eingefügt. Das Resultat: es hat sich auch bei einem sensibilisierten Publikum kaum etwas geändert. Studiosus hat dann entschieden, diese zusätzlichen Kosten einfach ins Produkt zu inkludieren. Die Kompensation kann so nicht mehr frei gewählt werden, sondern gehört einfach zum Angebot. In diesem Fall übernimmt der Anbieter Verantwortung für nachhaltiges Reisen.