Ja, ich will nachhaltig reisen: In Umfragen behaupten das sinngemäss rund 70 Prozent der Bevölkerung. Das sagt Monika Bandi, Co-Leiterin der Forschungsstelle Tourismus an der Universität Bern. «Behaupten» ist in diesem Fall bewusst gewählt. Studien würden nämlich auch zeigen: «Schaut man das Verhalten an, sind es nur vier bis fünf Prozent, die es tatsächlich tun.»
Das hat fatale Auswirkungen auf die Umwelt. Geschätzte sechs bis acht Prozent des weltweiten Treibhausgasausstosses gehen zurzeit auf die Reisebranche zurück. Dieser Wert dürfte weiterhin steigen. Denn die Branche wächst stärker als andere, rund vier Prozent pro Jahr.
Kein Menschenrecht
Warum handeln nicht mehr Menschen bei der Ferienplanung umweltbewusster? Ein Grund ist das Budget. Monika Bandi betont: «Geiz-ist-geil-Mentalität und faires Reisen gehen nicht zusammen. Reisen ist etwas Teures – oder sollte etwas Teures sein.» Schliesslich verschlinge der Tourismus enorm viele Ressourcen. Zu bedenken gibt die Expertin auch: «Es ist ein Irrglaube, dass Reisen ein Menschenrecht ist. Und dieser wird nicht zuletzt von der Tourismusindustrie genährt.»