Die Geschichte von Jakob Senn ist die der Buchstabensehnsucht eines armen Bauernsohns aus dem oberen Tösstals. Sie spielt zu einer Zeit, als es alles andere als selbstverständlich war, dass die Landjugend zur Schule gehen und das Lesen und Schreiben erlernen durfte. Und Jakob Senns Durst nach Geschichten und Textgeflechten war so stark, dass er sich eine Existenz als Schreiber ersehnte. Am Webstuhl sitzend, in einem einsamen Bauernhof unterhalb des Hörnlis. Nicht weit von der Stelle, wo die Kantone Zürich, Thurgau und St. Gallen aufeinandertreffen.
«Ich fiel von unersättlicher Leselust getrieben über alles Gedruckte her, das mir zugänglich war», schrieb er über seine Kindheit. Viel Lesbares war da aber nicht im elterlichen Flarzhaus in Fischenthal, ausser einem Wandkalender und ein paar Andachtsbüchern. «Ich hatte daher einen solchen Vorrat von geistlichen Sprüchen im Gedächtnis, dass die Mutter über meine frühe Frömmigkeit Freudentränen vergoss.» Bald fängt er selber an zu schreiben und hört trotz fehlendem Papier nimmer auf, schreibt auf den Webstuhlrahmen oder auf die Manschetten seiner Hemden.