Schauplatz Offene Citykirche St. Jakob, mitten in Zürich. Jeden Samstagmorgen kann man sich hier zwischen 10 und 13 Uhr Hände auflegen lassen. Ein Infovideo spricht von einem über 3000-jährigen «Schatz der spirituellen Heilung», der hier zur Anwendung komme, ein Flyer umschreibt das Angebot als «praktisch gelebte Seelsorge» und «Dienst der Liebe am Nächsten», der ausserhalb des Gottesdienstes, aber in der Kirche stattfindet.
Vorn im Chorbereich stehen links und rechts Paravents als Sichtschutz und trennen so zwei Behandlungsräume ab. Dahinter stehen Stühle mit Polsterung bereit. Ein Mann bittet mich, Platz zu nehmen, und erklärt den Ablauf: Er werde «die Christuskraft erbitten», durch seine Hände zu wirken. Das Ritual dauere rund 20 Minuten.
Viele Hände im Dienst
Er empfiehlt, ein Anliegen zu formulieren, um es vor Gott zu bringen. Das sei hilfreich, ich könne aber auch einfach schweigen. Er lenkt meinen Blick auf das geschnitzte Reliefbild an der Kanzel: Dort hält eine Mutter ein Kind im Arm, Jesus segnet es mit den Fingern an der Stirn. Der Mann schlägt mir vor, während des Handauflegens mit der Betrachtung des Bildes fortzufahren und dabei Gott mein inneres Kind hinzuhalten.