Es begann vor 40 Jahren in einer Tiefgarage in der Nähe des Bahnhofs Bern. Hier hatte eine muslimische Glaubensgemeinschaft eine multinationale Moschee eingerichtet. Humam Al-Jabaji, Präsident der Gemeinschaft, und der reformierte Berner Theologe Albert Rieger trafen sich im Herbst 1984 vor Ort zu einem ersten Gespräch, das ein Jahr später in eine gemeinsam durchgeführte Tagung mündete.
«Nachbarschaft, die Frieden schafft» – so lautete der Titel der Veranstaltung. Das gesellschaftliche Klima war damals von neu erwachten Vorbehalten gegenüber Menschen mit ausländischen Wurzeln geprägt. Die Formel «Anpassen oder Rückkehr» widerspiegelte in knapper Form die Stimmung, die in dieser Zeit weit verbreitet war. Betroffen waren nebst italienischen und spanischen Saisonniers neuerdings auch Leute aus dem muslimischen Kulturraum.
Gibt es einen Mittelweg zwischen «Anpassung oder Rückkehr»? Und wo steht die Kirche? Dieser Frage widmete sich die Tagung. Und ebenso den praktischen Aspekten von Integration und Zusammenleben. Die Veranstaltung endete mit einem gemeinsamen «Gottesdienst der Nationen», mit Texten aus der Bibel und dem Koran sowie gemeinsamen Gebeten und dem viersprachigen Singen von Liedern. Ein türkischer Muslim sprach vor den Anwesenden sogar ein «Wort zum Sonntag», in dem er zu Respekt und Toleranz zwischen den Religionen aufrief.
Mit dieser Tagung war der Keim für das spätere «Haus der Religionen» gelegt, das 2014 in Bern unter nationaler und internationaler Beachtung seine Tore öffnete. Es sollte allerdings noch ein weiter Weg sein, bis das Projekt gedanklich entstand und praktisch umgesetzt wurde.
Ein Pionier als Chronist
Die Entwicklung des Dialogs der Religionen in Bern von seinen Anfängen bis zum Betrieb eines gemeinsamen Hauses schildert Albert Rieger in seinem eben erschienenen Buch «Bewegung von unten». Er arbeitete damals auf der Fachstelle Oeme der Berner Landeskirche und war an vorderster Front am Geschehen mitbeteiligt. Das Buch berichtet also aus der Perspektive eines Pioniers. Es ist anschaulich und in einem klaren, allgemein verständlichen Erzählstil verfasst – lässt sich also von allen lesen, die sich für das Thema interessieren, auch von Laien.