Er spreche nicht allein im Namen der Armenierinnen und Armenier, sagte der armenische Erzbischof Vicken Aykazian am 28. Mai in Bern. «Ich gebe den Stimmlosen eine Stimme und spreche im Namen der Menschlichkeit.»
Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) hatte zusammen mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) zu einer mehrtätigen Konferenz zum Konflikt um Bergkarabach geladen. Im Herbst 2023 hatte die hochgerüstete aserbaidschanische Armee im seit Jahre schwelenden Streit um die armenische Exklave Fakten geschaffen. Nachdem die Bevölkerung mit einer von der Türkei unterstützten Blockadepolitik ausgehungert worden war, nahmen die Truppen Bergkarabach innerhalb von wenigen Tagen ein. Die christliche Bevölkerung wurde vertrieben. Armenien stiess bei der Aufnahme der zahlreichen Flüchtlinge an seine Grenzen.
Die Kraft der Kirchen
Der ÖRK will sich für einen gerechten Frieden und das Rückkehrrecht der christlichen Bevölkerung einsetzen. Viele Kirchen wurden zerstört. Allerdings ist der Konflikt von der Agenda einflussreicher Staaten verschwunden.
Wie Erzbischof Akykazian betonte ÖRK-Generalsekretär Jerry Pillay die grundsätzliche Bedeutung der Anwaltschaft für die vertriebenen Armenierinnen und Armenier. Zurzeit fehle es an der Spitze vieler Staaten an Persönlichkeiten, «die ihre Macht dazu nutzen wollen, die Welt zum Guten zu verändern». Diese Lücke müssten die Kirchen jetzt füllen. «Zusammen haben wir die Kraft, die Menschen zu bewegen und auf Regierungen einzuwirken», betonte Pillay.
Zusammen mit der Politik
EKS-Präsidentin Rita Famos verwies auf die politischen Initiativen im Parlament. Eine Motion verlangt vom Bundesrat, dass er ein Friedensforum zur Lösung des Konflikts organisiert. Freilich war die Initiative des Parlaments nötig, und um die Formulierungen wurde in den Kommissionen lange gerungen. Entscheidend ist, dass es der Verweis auf das Rückehrrecht der vertriebenen Christen ein wichtiger Teil der überwiesenen Motion ist.
Die Arbeit des ÖRK bleibe auch nach der Konferenz, «die Wahrheit offenzulegen und die wahren Geschichten zu erzählen», sagte Generalsekretär Pillay. Zu oft werde das Nichtstun oder das Wegschauen mit falschen Behauptungen gerechtfertigt. Die Anerkennung der Verbrechen, die an der armenischen Bevölkerung begangen wurden, und die Forderung nach Gerechtigkeit, sind auch zentrale Elemente der gemeinsam erarbeiteten Abschlusserklärung der Konferenz.
Hoffnung auf Gerechtigkeit
Und Erzbischof Aykazian appellierte, der Kraft des Gebets zu vertrauen: «Nur so können wir an der Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit festhalten.» Und erneut öffnete er den Blick auf alle Gruppen, die verfolgt werden und die mit dem verbrecherischen Versuch konfrontiert sind, dass ihre Identität ausgelöscht und ihre Religionsfreiheit eingeschränkt werden soll.