Vor über 100 Jahren kaufte die Familie Nassar ein 42 Hektar grosses Gelände auf einem Hügel südwestlich von Bethlehem, wie es auf der Website des Tent of Nations heisst. Zwei Dokumente aus den Jahren 1924 und 1925 belegen den Besitz. Seither hat die Familie Nassar das Land kontinuierlich bewirtschaftet. 1991 erklärten die israelischen Behörden den Hof der Familie Nassar und das umliegende Gebiet zum «Staatsland». Seitdem hat die Familie Nassar ihr Land vor dem israelischen Militärgericht und den Obersten Gerichten gegen den Abriss von landwirtschaftlichen Gebäuden, Wasserzisternen und Zelten sowie gegen die völlige Enteignung verteidigt.
Angriffe auf dem eigenen Land
Im Jahr 2007 entschied der Oberste Gerichtshof Israels, dass die Nassars mit der von Israel geforderten Neuregistrierung ihres Landes beginnen können. Seitdem wurde der Prozess wiederholt von Israel verzögert, so dass die Nassars gezwungen waren, ihn mehrmals neu zu starten. Aufgrund der langen Verzögerung bei der Neuregistrierung war die Familie und die 2001 auf ihrem Land gegründete internationale Begegnungsstätte «Tent of Nations» weiterhin das Ziel zahlreicher Angriffe. So legten Vandalen in den letzten paar Jahren Feuer auf dem Gelände, zerstörten über 1000 Bäume und griffen zwei Brüder von Daoud Nassar körperlich an, so dass sie schwere Verletzungen davonzogen.
Inzwischen ist das Tent of Nations von fünf illegalen, rasch wachsenden jüdischen Siedlungen umgeben, und es werden immer mehr Strassen gebaut, die nur von den Siedlern befahren werden dürfen. Strassensperren und Kontrollpunkte verstärken die Isolation und das Gefühl der Bedrohung.
Gewaltloser Widerstand
Dennoch lebt die Familie Nassar ohne Aggression nach dem Motto «Wir weigern uns, Feinde zu sein» und hofft auf eine bessere Zukunft. Die Familie versuche, «ihre Hindernisse, Herausforderungen, die ständigen Zerstörungen und die Angriffe auf ihr Leben auf der Grundlage ihrer christlichen Werte und im Vertrauen auf Gottes Gerechtigkeit friedlich und gewaltfrei zu überwinden». Dazu empfängt die Familie auf ihrem Landwirtschaftsbetrieb Freiwillige und Gäste zur Mitarbeit auf dem Betrieb oder zur Teilnahme an verschiedenen friedensfördernden Veranstaltungen und Aktivitäten. Längerfristig möchte die Familie Nassar auf der Farm ein Umwelt- und Bildungszentrum einrichten, in dem Kinder und Jugendliche etwas über alternative Energien, biologische Landwirtschaft und Gemeinschaftsbildung lernen können. Seit 2001 wird das Tent of Nations vom Verein «Schweizer Freundeskreis Zelt der Völker» unterstützt.