Recherche 28. Juni 2022, von Rita Gianelli

Mit der Kirchen-App auf Wanderschaft

Tourismus

Von Kirche zu Kirche wandern oder biken mit der entsprechenden Handy-Applikation, eine Idee von Davoser Kirchgemeinden.

Der Kirchenführerkurs, den Margret Disch vor vier Jahren bei der Landeskirche absolvierte, wirkte inspirierend. «Wir haben zahlreiche schöne Kirchen in Davos, die auch viele Touristen besuchen. Aber die meisten Besucherinnen und Besucher wissen nicht, welche spannenden Geschichten dahinterstecken.» Die Idee der jetzt pensionierten Mesmerin, die Kirchen durch Wandern oder Velofahren mit einem speziellen Wanderführer zu erkunden, stiess auch in der Arbeitsgemeinschaft Kirchen in Davos (Akid) auf offene Ohren. Marc Schmed, Pfarrer der Freien Evangelischen Gemeinde (FEG) Davos, der früher Bildnerisches Gestalten am Gymnasium Kloster Disentis unterrichtete, gefiel der Ansatz, sich über Sport und Kultur mit Kirche zu befassen, und er dachte einen Schritt weiter: an die Lancierung einer App. «So sprechen wir mehr Menschen an.»

Ökumenische Arbeit

«Ausserdem ist es eine interessante Gelegenheit zur ökumenischen Zusammenarbeit in der Region», so Schmed, Präsident der Akid seit einem halben Jahr. Von Anfang an wichtig für ihn war der Blick von aussen. Er konnte diesbezüglich die beiden Fachhochschulen Graubünden und Nordwestschweiz für eine Zusammenarbeit gewinnen. Studentengruppen aus dem Studienlehrgang Informationswissenschaft entwickelten Vorschläge für die Gestaltung und den Aufbau der App. Die Akid bestimmte in Zusammenarbeit mit Vertretern aus Tourismus und Kirche den thematischen Rahmen: Bewegung, Erlebnis und Inspiration. So können beim Bereich Bewegung die Nutzenden das Fortbewegungsmittel bestimmen, worauf ihnen dann sofort die entsprechende Route angezeigt wird.

Kurgast, Tod und Krankheit

Der Bereich Erlebnis eröffnet durch die Technik der Augmented Reality neue Dimensionen: Wer über die App Kirchenräume mit der Handykamera betrachtet, sieht auf dem Foto verschiedene Punkte. Klickt man diese an, erhält man Zusatzinformationen vorgelesen oder eine Animation dazu. «Als Vorleser konnten wir den Bündner Liedermacher Linard Bardill gewinnen», ergänzt Marc Schmed. Zum Bereich Inspiration liefert beispielsweise die Englische Kirche nahe dem Kongresszentrum Stoff. Erbaut für englische Kurgäste, regt sie an zur Auseinandersetzung mit Krankheit und Tod. Die Informationen auf der App sind jedoch nicht einfach ein Sammelsurium aller Kirchengeschichten. «Jede Kirche hat ihr eigenes Schlagwort, einen Hashtag (#)», erklärt Schmed. Zum reformierten Kirchlein in Frauenkirch gehört zum Beispiel der Hashtag #catastrophe, der erklärt, was die Kirche mit diesem Schlagwort zu hat. Englische Begriffe, so Schmed, habe man nur für Titel und Hashtags gewählt. Alle Informationen und Erklärungen sind deutsch verfasst. Denn Zielpublikum der App mit dem Namen «A-Cross» sollen auch Personen zwischen 25 und 35 Jahren sein, kirchendistanziert, aber spirituell interessiert.

Finanzierung fast gesichert

Das Projekt befindet sich nun in der Umsetzungsphase. Gemäss Schmed ist ein Teil der Finanzierung (30 000 Franken für fünf Jahre) gesichert. Geplant ist, dass die App ab Frühling 2023 heruntergeladen werden kann. Bis dahin kann man die 15 Davoser Kirchen auch sehr gut ohne App erkunden.