Anil Kumara (Name geändert) lebt seit dreissig Jahren in der Schweiz. Mit seiner Frau flüchtete er in den Achtzigerjahren aus Sri Lanka, seine beiden Töchter sind hier aufgewachsen. Er ist gut in die Arbeitswelt integriert, vor ein paar Jahren machte er sich mit einem Putzinstitut selbstständig. In zwei Jahren wird er 65, seine Frau in fünf. Ihren Lebensabend möchten sie in der Schweiz verbringen.
Studien zufolge kehrt rund ein Drittel der Migranten nach der Pensionierung in die Heimat zurück, ein Drittel bleibt hier und ein Drittel pendelt. Das Bundesamt für Statistik schätzt, dass bis 2020 rund 400 000 Menschen über 65 mit einem Migrationshintergrund hier leben werden. Der Aargau zählt heute rund 17 000 ältere Migranten. Viele leben wie die Kumaras schon lange in der Schweiz, doch daheim fühlen sie sich nicht. Zahlreiche sind sprachlich isoliert, einsam oder haben gesundheitliche Probleme. Vor der Pensionierung stellen sich Fragen wie: Was mache ich mit so viel Freizeit? Wie geht das mit dem Geld? Wo bekomme ich Unterstützung, wenn ich Hilfe benötige? Dort setzt das Projekt «Alter und Migration» des Hilfswerks der evangelischen Schweiz (Heks) an.
Erfahrungen aus Kulturverein. Seit einem Jahr ist Regina Jakob als Projektleiterin mit der Entwicklung des Angebots im Aargau beauftragt, in Zusammenarbeit mit Pro Senectute Aargau. In der Pilotphase führte Heks in zwei türkischen Kulturvereinen in Döttingen und Buchs Veranstaltungen zu Gesundheit, Sozialversicherungen und Pensionierung sowie Gymnastikkurse für Frauen durch. Diese Erfahrungen arbeitete Jakob in das Konzept des Projekts ein, das in den kommenden vier Jahren umgesetzt werden soll. Darin wird die Zusammenarbeit mit Behörden und Fachleuten aus der Migrations- und Altersarbeit angestrebt, damit diese die ältere Migrationsbevölkerung an das bestehende Angebot an Informationsanlässen, Beratungen und Pflegedienstleistungen heranführen.
Zurzeit stellt Regina Jakob einen Besuchsdienst für Anderssprachige in Suhr auf die Beine sowie Frauengesprächsrunden für Migrantinnen zum Thema Alter. Vor allem in und um Baden und Aarau findet derzeit Aufbau- und Vernetzungsarbeit statt. Dabei ist Jakob auf Schlüsselpersonen und Interkulturelle Vermittler angewiesen. Obwohl das Budget für die nächsten vier Jahre ausgelegt ist, ist die Finanzierung nicht gesichert. Neben Spenden, Sponsoren und Projekteingaben bei Stiftungen möchte Jakob über Weiterbildungen zu den Themen transkulturelle Kompetenz, Konfliktbearbeitung und Prävention sowie Begleitung von transkulturellen Öffnungsprozessen Geld generieren und dazu Firmen, Institutionen und Gemeinden ansprechen. «Interessenten gibt es bereits», sagt sie. Die reformierte Landeskirche Aargau unterstützt «AltuM» mit einem jährlichen Beitrag von 10 000 Franken.