Recherche 05. November 2015, von Roman Salzmann

Angekommen im Thurgau

Flüchtlinge

Rund 600 Flüchtlinge warten allein in Kreuzlingen auf ihr Verfahren. Kirche und Solidaritätsnetze arbeiten an einer Willkommenskultur an der Ostgrenze.

Der Bund erweitert temporär die Unterbringungskapazität des Empfangs- und Verfahrenszentrums Kreuzlingen. Die Gemeinde Sulgen stellt deshalb eine Anlage für Luftschutztruppen bis voraussichtlich Ende Januar 2016 zur Verfügung. Der Gemeinderat habe sich aus «humanitären Gründen» dafür entschieden, heisst es. Bereits Ende Oktober hielten die ersten Asylsuchenden Einzug. Eine Orientierungsversammlung verlief ruhig. Der Skandal ereignete sich erst im Schutz der Nacht: Vor der Unterkunft wurden Hakenkreuze und ausländerfeindliche Parolen auf die Strasse und auf Tafeln gesprayt: «Ausländer raus» oder «Gönd hei» war zu lesen. Prompt fühlten sich Eltern verunsichert, denn die Anlage liegt in der Nähe einer Schule. «Meine Kinder mussten heute morgen über Hakenkreuze laufen, das gibt mir kein gutes Gefühl», zitiert die «Thurgauer Zeitung» eine Mutter. Sie fürchtet eine Gegenreaktion und dass die Situation eskalieren könnte.

Solidarität ist gross. Im Thurgau ist aber die Solidarität mit Asylsuchenden insgesamt eher gross. Verschiedene Organisationen engagieren sich sozial und diakonisch. Anna Eggenberger aus Sitterdorf zum Beispiel erlebte die Situation hautnah als Praktikantin in einem Durchgangsheim und hilft Flüchtlingen nun sich zurechtzufinden. Sie arbeitet ehrenamtlich für das Solidaritätsnetz Ostschweiz in einer Regionalgruppe. Die Studentin für Sozialpädagogik an der Fachhochschule St. Gallen sammelt so wertvolle Praxiserfahrung. Sie arbeitet hauptsächlich im Deutschtreff. Dabei ist es ihr nicht nur wichtig, die Sprache zu vermitteln, sondern den Asylsuchenden auch die Kultur näher zu bringen. In ihrem Praktikum im Durchgangsheim habe sie gemerkt, dass diese Menschen Kontakt zur Schweizer Bevölkerung brauchen, um sich gut integrieren zu können. In jeder Gemeinde seien Asylsuchende und Flüchtlinge untergebracht. Meistens sei bekannt, wo diese Personen wohnen. Aus der Sicht von Anna Eggenberger müssten die Kirchgemeinden vermehrt den Kontakt zu Flüchtlingen suchen und Nächstenliebe leben.

Stiftung betreut Flüchtlinge. Auch die ökumenische Peregrina-Stiftung ist vorbereitet, falls auch die Schweiz von der europäischen Flüchltingskrise erfasst werden sollte. Sie führt seit 1986 im Auftrag des Kantons die sechs Durchgangsheime für Asylsuchende im Thurgau. «Ob von den vielen Flüchtlingen plötzlich eine grössere Anzahl in der Schweiz um Asyl nachsucht, kann ich nicht voraussagen. Aber sehr wahrscheinlich ist, dass die Flüchtlings- und Migrationsströme mit Ziel Schweiz nicht nachlassen werden.» Das sagt Wilfried Bührer, Präsident des Kirchenrats der Evangelischen Landeskirche Thurgau, der auch Präsident der Peregrina-Stiftung ist. Sollte sich die Situation wirklich zuspitzen, würde der Kirchenrat die Gemeinden auffordern, zu prüfen, ob sich Teile der kirchlichen Liegenschaften als Aufenthaltsräume, Schulzimmer oder gar als Unterkunft eignen würden.

Für mehr Gelassenheit. Bührer sieht vor allem drei Möglichkeiten, wie geholfen werden kann: Zuerst sind Geldspenden bei allen Organisationen willkommen, die in der Flüchtlingshilfe tätig sind. Weiter sucht die Peregrina-Stiftung Arbeitsmöglichkeiten für anerkannte Flüchtlinge und bittet um Angebote. Und zum Dritten, falls die Flüchtlingsströme wirklich dramatisch anschwellen, ist die Stiftung auch für Hinweise auf zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten in den Gemeinden dankbar. Indes: Bührer wünscht sich, dass man nicht in «extremen Aktivismus» verfällt.

Spielen, malen, surfen. Ehrenamtliche Mitarbeitende der Arbeitsgruppe für Asylsuchende betreiben zudem in Kreuzlingen den Kaffee-Treff Agathu. Angedacht hat ihn einst der Schweizerische Evangelische Kirchenbund. Die Unterstützung kommt grösstenteils von den Landeskirchen. Dort können Asylsuchende gratis Kaffee oder Tee trinken, spielen, malen oder für einen Franken im Internet surfen. Zuhören sei wichtig, weiss Dominique Knüsel, die Leiterin des Kaffee-Treffs: «Bei uns dürfen die Menschen einfach da sein.» Der Aufenthalt im Empfangs- und Verfahrenszentrum dauere durchschnittlich elf Tage. Wegen der vielen Angebote zur Mithilfe entstand die Idee, wöchentlich eine Lernwerkstatt anzubieten. Sprache, Rechnen und andere zur Integration wichtige Fertigkeiten werden vermittelt. Dieses Angebot ist geplant für bereits in den Gemeinden platzierte Flüchtlinge. Herausforderungen sieht der Präsident von Agathu und ehemaliges Mitglied des Rats des Kirchenbunds, Karl Kohli, vor allem dann, wenn die Menschen in den Dörfern untergebracht sind. Es sei wichtig, dass die Einheimischen die Ankömmlinge einladen, im Verein integrieren, beim Einkaufen helfen und bei anderen alltäglichen Verrichtungen.

Ein zweizeiliger
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