Recherche 16. November 2017, von Thomas Illi

Auch mit «Kirche» bleibt im Aargau die Kirche im Dorf

Synode

Die reformierte Aargauer Landeskirche erhält ein modernes Corporate Design – und eine neue Möglichkeit, ordinierte und ehrenamtliche Amtsträger abzuwählen.

Besonders bei einem Geschäft waren im Vorfeld dieser Synodenversammlung emotionale Diskussionen oder gar Überraschungen erwartet worden: Bei der Frage, ob die 75 Kirchgemeinden und die Landeskirche ein gemeinsames Erscheinung erhalten sollen, und wenn ja, wie dieses genau aussehen soll.

Schliesslich aber fand der Vorschlag des Kirchenrats bei den meisten der 155 anwesenden Kirchenparlamentariern Zustimmung. Nur gerade dreizehn Synodale wollten sich der nach Zürcher Vorbild gestalteten Wortmarke mit dem Schema «Reformierte Kirche XY» grundsätzlich verweigern. Zwar wurden nochmals alle Argumente vorgebracht: gegen die Weglassung des Wortes «evangelisch» und gegen die Verkürzung von «Kirchgemeinde» zu «Kirche». Und es wurde moniert, dass im Logo die Farbe Cyan und nicht «Aargauer Blau» vorgesehen sei. Aber Aufrufe wie jener von Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg blieben nicht ungehört: «Wir wollen gemeinsam Kirche sein, und das darf man uns von aussen auch ansehen!» Und dies, obschon Ursula Stocker (Stein) als Vertreterin der Geschäftsprüfungskommission durchaus auch kritische Anmerkungen vorgebracht hatte, etwa, dass «das Preisschild» fehle, dass die finanziellen Konsequenzen der Vorlage nicht klar ersichtlich seien.

Sechs Jahre Zeit. In Kraft treten wird das neue Erscheingsbild im Prinzip bereits auf den 1. Januar 2018. Aber die Kirchgemeinden haben ab dann sechs Jahre Zeit, die Umstellung umzusetzen. Kommunikationsleiter Frank Worbs, der das Projekt durch schwierige Diskussionen im Vorfeld und durch eine kontroverse Vernehmlassung geführt hatte, zeigte sich erfreut: «Das neue Corporate Design ist schlussendlich nicht als Martketing-Gag, sondern als visueller Ausdruck der kirchlichen Gemeinschaft» gesehen worden.»

Harmonisch passierte auch die zweite wichtige Vorlage, die Schaffung «alternativer Möglichkeiten zum heutigen Anstellungs- und Entlassungsverfahren», wie dies 2014 eine Motion gefordert hatte. Zwar blieb die verfassungsmässig verbriefte Wahl von ordinierten Diensten in Pfarramt und Diakonie unangetastet. Aber es wurde die Möglichkeit geschaffen, Konflikte nicht nur präventiv zu bekämpfen, sondern im Zerrüttungsfall durch ein mehrstufiges Verfahren durch eine Abwahl zu lösen. Ein solches ist auch gegen ehrenamtliche Amtsträger in Kirchenpflege und Synode möglich.

Interessierter Zaungast der Synode und Überbringer einer Grussbotschaft war auch der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK), Gottfried Locher. Auch der SEK befasst sich im Rahmen seiner Verfassungsrevision mit Fragen des Erscheinungsbilds sowie auch des öffentlichen Auftritts.

237 359 Franken Aufwandüberschuss

Das von der Synode verabschiedete Budget 2018 der refor­mierten Landeskirche Aargau rechnet mit einem Aufwand­überschuss von 237 359 Franken. Es basiert auf einem Zentral­kassenbeitrag von 2,3 Prozent und geplanten Ausgaben von insgesamt 11,392 Millionen Franken. Per Ende 2018 werden zwei Mitglieder des Kirchenrats, Hans Rösch und Daniel Hehl, zurücktreten. Ihre Nachfolger werden in der Sommersynode durch die Synode bestimmt.