Recherche 26. Mai 2020, von Constanze Broelemann, Delf Bucher

Gegen eine Intervention in Rom

Bistum

Die katholische Landeskirche wünscht sich einen gesprächsbereiten, weltoffenen Bischof für Chur.

Am Bistum Chur ist das Amt des Bischofs nach der Emeritierung des gebürtigen Bündners Vitus Huonder vakant. Derzeit amtet der bischöfliche Administrator Peter Bürcher dort, bis ein neuer Bischof gewählt wird. Eigentlich sollte Bürcher bloss «für kurze Zeit» in Chur sein, aber nun ist aus der Amtszeit bereits ein Jahr geworden. Wann ein neuer Bischof kommt, und wer das sein könnte, ist ungewiss, denn die Wahlen sind nicht öffentlich.

Akzeptanz des dualen Systems

«Wir wünschen uns einen Bischof, der weltoffen und volksnah ist», sagt Thomas M. Bergamin, Präsident der Verwaltungskommission der katholischen Landeskirche Graubünden. Da sei er der gleichen Meinung wie seine anderen Kollegen aus der Biberbrugger Konferenz, dem Zusammenschluss aller katholischen Kantonalkirchen im Bistum Chur: jemand, der gesprächsbereit sei, die grosse Mehrheit der Katholiken abhole und das duale System von Landeskirche und Bistum unterstütze, so Bergamin. Ansonsten stehe er aber auf dem Standpunkt, dass man mit der Wahl in Rom an sich nichts hier vor Ort zu tun habe und sie auch nicht beeinflussen könne: «Höchstens kann man beim Nuntius des Papstes in Bern eine Notiz deponieren. Aber in Rom zu intervenieren, ist nicht korrekt», findet der Präsident der katholischen Bündner Landeskirche. In den letzten Monaten schlug der Vorstoss zur Intervention in Rom der Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr hohe Wellen. Aus Angst vor der Wahl eines konservativen Bischofs wollte sie in Rom Einfluss auf die Wahl für Chur nehmen. Den Vorstoss hatte der In­nerschweizer Generalvikar Martin Kopp positiv kommentiert, was er nach Meinung des Churer Hofes nicht hätte tun sollen. Man warf ihm Illoyalität vor und entliess ihn kurz vor seiner Pensionierung.