Recherche 28. April 2023, von Marius Schären

Auszeichnung für «reformiert.»-Karikaturist Biedermann

Kultur

Christoph Biedermann hat den Publikumspreis für die beste Schweizer Karikatur des Jahres 2022 gewonnen. Was das für den «reformiert.»-Zeichner bedeutet.

Es sind jeweils nur wenige Striche, Flächen und Farben, die Christoph Biedermann aufs Blatt bringt. Und doch eröffnen die Karikaturen des 56-jährigen Solothurner Zeichners oft neue Blickwinkel, Ansichten, Einsichten, Aussichten auf ein aktuelles Thema.

Das kann er offensichtlich gut. Schon 2015, 2019 und 2020 kam er jeweils auf den zweiten Platz des Schweizer Cartoon-Wettbewerbs «Gezeichnet» des Museums für Kommunikation in Bern. Jetzt hat er in der Ausgabe für das Jahr 2022 gewonnen – mit einer Zeichnung zum Krieg.

Der Preis und Christoph Biedermann

Aus über 200 Pressezeichnungen wurde von den Besuchenden der Ausstellung «Gezeichnet 2022» im Museum für Kommunikation in Bern die Karikatur «Putin im Krieg» von Christoph Biedermann mit den meisten Stimmen gewählt. Damit gewann er den Publikumspreis für die beste Schweizer Karikatur des Jahres 2022. Anders als im Vorjahr (wegen Corona) wurde der Sieger wieder mittels Stimmzettel durch eine Publikumswahl bestimmt. Seit 2021 wird der Preis vom neuen Schweizer Satireformat Petarde organisiert und überreicht.

Ein Porträt von Christoph Biedermann erschien in «reformiert.» im April 2022.

Als im Februar 2022 die russische Armee die Ukraine angriff, griff Biedermann bald zum Stift. «Gleich nach Kriegsausbruch in der Ukraine habe ich diesen Cartoon gezeichnet. Die Aussage von Wladimir Putin, dass es sich beim Angriff auf die Ukraine um keinen Krieg handelt, hat mich zu dieser Zeichnung bewogen», sagt er.

Viele und sehr gute Cartoons zum Thema

Biedermann publizierte den Cartoon auf den sozialen Medien Facebook, Instagram und auf der Plattform Petarde. Er habe zwar ein grosses Echo erhalten, sagt er. Den Preis dafür empfindet er trotzdem als überraschend: «Ich habe nicht mit diesem Erfolg gerechnet, da es besonders zu diesem Thema sehr viele und sehr gute Cartoons gab.»

Und die Auszeichnung geht ihm ans Herz, wie Biedermann sagt: «Gerade weil es ein Publikumspreis ist, freut mich diese Auszeichnung besonders. Ich möchte mit meinen Zeichnungen beim Betrachter etwas bewirken, und da ist es natürlich toll, wenn die Botschaften ankommen und verstanden werden.»

Ich würde nie etwas zeichnen, was nicht meiner Grundhaltung entspricht.
Christoph Biedermann, Karikaturist

Dabei hat der Solothurner ein klares Prinzip: «Ich würde nie etwas zeichnen, was nicht meiner Grundhaltung entspricht.» Und er wolle niemanden persönlich verletzen oder angreifen. So geht er am liebsten hinter Themen, die ihm am Herzen liegen und ihn beschäftigen, soziale Ungerechtigkeit etwa, der Klimawandel oder eben Krieg.

Velofahren und spazieren helfen

Für seine Bildideen braucht Biedermann Zeit oder greift auf sein Skizzenbuch zurück. In diesem sammle er spontane Einfälle. Bei einem Auftrag schätze er es, einen oder zwei Tage zu haben, um seine Ideen zu notieren, «wie sie gerade kommen». Dabei helfe es ihm jeweils zu velofahren oder zu spazieren.

Unglücklich jedenfalls ist der Preisgekrönte ist mit seiner Profession kaum je, wie er klar sagt. «Ab und zu ist da eine Angst vor Ideenblockaden – aber eigentlich liebe ich alles am Zeichnen.»