Recherche 25. April 2022, von Anouk Holthuizen

Keine Kraft mehr für die «heilige Kreativität»

Kunst

Danylo Movchan stellt den Ukraine-Krieg in Bildern dar. Mit Iko­nen musste der Künstler aufhören.

Am 17. März hörte Danylo Movchan auf, Ikonen zu malen. «Ich habe keinen Frieden in der Seele, um diese heilige Kreativität fortzusetzen», schreibt er in einer E-Mail an «reformiert.». Die letzte Ikone, die der 43-jährige Künstler aus dem ukrainischen Lviv an diesem Tag angefertigt hatte, zeigt zwei blutende menschliche Körper, die auf ihren schräg weggedrückten Köpfen eine Kirche tragen.

Seine Bilder von der Tragödie, wel­che die Menschen in seiner Heimat ereilt hat, vermochte er nicht länger mit christlichen Symbolen zu verbinden. Nicht zuletzt, weil das Oberhaupt der Russisch-orthodoxen Kirche die Propaganda für Putins Angriffskrieg mitträgt.

Gefühle mit anderen teilen

Vier Tage nach der russischen Invasion in der Ukraine hatte Movchan damit begonnen, jeden Tag ein Bild zu malen und auf Instagram und Facebook zu veröffentlichen. «Der Schmerz in meinem ganzen Körper lässt sich nicht mit Worten beschrei­ben. Das Leben im Krieg brachte einen grossen Aufruhr. Das Malen macht es mir möglich, meine Gefühle mit anderen zu teilen und den Menschen zu zeigen, was man in einem Krieg erlebt», schreibt er.

Der Künstler malt noch immer täglich Aquarelle. Sie zeugen ausschliesslich von Gewalt und Tod, sei­ne starke Verbindung zu Jesus ist darin nicht mehr präsent.

Movchans Werke befinden sich in Kirchen und privaten Sammlungen in vielen Ländern. Er möchte mit seiner Familie in Lwiw in der Westukraine bleiben, «solange die Armee die Stadt verteidigen kann und wir eine Wohnung haben. Aber wir kennen die Pläne der Russen nicht.» Er verbringe Zeit mit seinen Kindern, gehe jeden Tag spazieren und versuche, an all das Gute zu denken, das nach dem Krieg geschehen werde.

Link zum Instagram-Account von Danylo Movchan.