Wenn am 22. Oktober in Baden zum 25. Mal das Aargauer Frauenkirchenfest gefeiert wird, können die Gäste auf ein Ziel, das die Initiantinnen 1995 verfolgten, die Gläser erheben: Frauen sind heute in der reformierten und katholischen Kirche so sichtbar wie Männer und nicht mehr bloss Zudienerinnen im Hintergrund. Sie stehen hinter den Altären und Abendmahlstischen und leiten kirchliche Dienste.
Im Aargau ordinierte die Reformierte Landeskirche dieses Jahr erstmals ausschliesslich Frauen zum Dienst, Frauen machen im Pfarramt schweizweit inzwischen 41 Prozent aus, Tendenz zunehmend. Auf der Seite der römisch-katholischen Kirche bleibt die Weihe den Frauen weiterhin untersagt, als Pfarreiseelsorgerinnen und Katechetinnen aber gestalten sie zahlreiche Gottesdienste oder haben die Leitung inne.
Das sah vor 30 Jahren anders aus. In Aarau, der Hauptstadt beider Landeskirchen, walteten ausschliesslich Männer in den reformierten und katholischen Pfarrämtern. Dies führte dazu, dass 1990 eine Gruppe Frauen einen eigenen, ökumenischen Gottesdienst initiierte. Einmal im Monat luden sie sonntagabends in den beiden Stadtkirchen Frauen zur Feier ein. Regula Haag, die 1992 als erste Pastoralassistentin in der Aarauer Pfarrei dazustiess, erzählt: «Wir wollten Frauen nach vorne holen, mehr Raum in der Kirche einnehmen und darin auch weibliche Spiritualität leben.»