Recherche 20. Juni 2023, von Mirjam Messerli

Haltung gegenüber russischer Kirche bleibt umstritten

Sommersynode

Beim Parlament der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) gibt die Haltung gegenüber der russisch-orthodoxen Kirche weiterhin zu reden.

Zwei Mal im Jahr kommt das Parlament der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) zusammen. Im Herbst in Bern, im Sommer wechselt der Versammlungsort. Dieses Mal trafen sich die Synodalen in Olten. Der Montag stand auch im Zeichen des Rückblicks: Der Rat präsentierte den 80 Mitgliedern seinen Schlussbericht zur Vollversammlung des ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), die im September 2022 in Karlsruhe stattgefunden hatte. Die reformierten Kirchen der Schweiz hätten mit der Teilnahme an diesem Grossanlass «sichtbarer» gemacht werden können, hält der Rat in seinem Bericht fest.

Im Fokus der anschliessenden Diskussion stand dann noch einmal die Rolle der Russisch-orthodoxen Kirche und die Haltung der christlichen Kirchen zu den Äusserungen von Patriarch Kyrill zum Angriff auf die Ukraine. Das Oberhaupt der Russisch-orthodoxen Kirche legitimiert den Krieg. Bereits im Vorfeld des christlichen Kirchengipfels war deshalb darüber diskutiert worden, die russischen Kirchenvertreter auszuschliessen. Der Zürcher Kirchenratspräsident Michel Müller hatte in einer Motion die Suspendierung gefordert.

Die Motion zum Ausschluss der Russisch-orthodoxen Kirche hat einiges ausgelöst.
Rita Famos

«Die Motion zum Ausschluss der Russisch-orthodoxen Kirche hat einiges ausgelöst», sagte Ratspräsidentin Rita Famos in Olten. Dies, obwohl der Antrag vom ÖRK-Zentralausschuss schlussendlich abgelehnt worden sei. Der Weltkirchenrat wollte den Dialog mit den Russen nicht abbrechen lassen (wir berichteten). Motionär Michel Müller hätte sich von der EKS-Delegation in Karlsruhe deutlichere Worte gewünscht, wie er anlässlich der Sommersynode betonte. Der Moskauer Patriarch Kyrill sei nicht theologisch kritisiert, ja, nicht einmal beim Namen genannt worden. Mehrere Synodale stützten diese Einschätzung. Politische Diskussionen seien in Karlsruhe umgangen worden.

Neu im Zentralausschuss

Die Motion von Müller wurde an der Synode abgeschrieben, abgeschlossen ist das Thema damit aber keineswegs. Ratspräsidentin Rita Famos will die kritische Haltung der EKS auch in ihrer neuen Rolle im Zentralausschuss einbringen. Der Zentralausschuss ist das höchste Gremium des ÖRK bis zur nächsten Vollversammlung und tagt alle zwei Jahre. Famos hatte bereits im Herbst mit einem Beitrag in den sozialen Medien die Leitung des ÖRK für ihr zögerliches Verhalten gegenüber der Russisch-orthodoxen Kirche kritisiert.