Was dachten Sie, als Sie hörten, dass Microsoft-Gründer Bill Gates das Klima retten will?
Kurt Zaugg: Ich bin oft erstaunt, wie solche Persönlichkeiten im Netz zur Hassfigur werden. Für mich ist er das nicht. Bill Gates ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der mit Microsoft zu einem der reichsten Leute der Welt wurde und offensichtlich jetzt Zeit hat, sich anderen Themen zu widmen. Mit seiner Stiftung setzt er sich für das Gesundheitswesen in der Dritten Welt ein, im Klimawandel hat er ein neues Feld gefunden.
Worin unterscheiden sich Greta Thunberg und Bill Gates?
Bill Gates hält am American Way of Life fest. Um den Lebensstil nicht zu ändern, sucht er einen Weg, um so viel Energie wie möglich zu generieren. Wenn diese CO2-frei ist, ist für ihn das Problem gelöst. Während Greta Thunberg und die Klimajugend einen stärker moralischen Ansatz verfolgen, der die Verantwortungen betont und die Veränderung des Lebensstils verlangt. Bill Gates hält dies für unrealistisch und verfolgt einen rein technischen Ansatz. Bill Gates verfolgt einen radikalen Ansatz und fordert null CO2-Ausstoss.
Ist dies realistisch?
Das ist nicht radikal, sondern realistisch. Seit der Klimakonferenz in Paris wird deutlich, dass man zur Lösung des Klimaproblems ganz von der fossilen Brenn- und Treibstoffwirtschaft wegkommen muss. Einsparungen und die Drosselung des Benzinverbrauchs reichen nicht mehr, wir müssen auf andere Techniken setzen und als Gesellschaft lernen, uns anders zu verhalten. Wir müssen ganz auf erneuerbare Energie umsteigen. Das bejaht auch der Bundesrat, der bis 2050 beim CO2-Ausstoss eine Null erreichen will.