Smarte Telefone gehören längst zum Arbeitsalltag – und nicht nur sie, die kleinen Taschencomputer: Sobald Menschen etwas tun gegen Lohn, ist fast in jeder Branche mindestens ein Teil der Prozesse digitalisiert.
In Praxis und Theorie erforscht
Simon Schaupp hat das selbst als Beschäftigter erfahren, und er hat die Prozesse als Soziologe genau untersucht. Bei der Arbeit als Velokurier und in der Elektroindustrie liess er sich von Algorithmen leiten. Und er befragte Menschen im Management, in der Entwicklung und bei der Ausführung von Aufgaben.
Die Erkenntnisse bündelte er im Buch «Technopolitik von unten». Die Dissertation wurde mit dem Jörg-Huffschmid-Preis 2021 ausgezeichnet und zeigt, dass die Digitalisierung kein technologisch neutraler und fast gesetzmässig vollziehender Prozess ist, sondern ständig umkämpft. Im Interview erläutert Simon Schaupp, was das bedeutet.
Warum heisst Ihr Buch «Technopolitik von unten»?
Simon Schaupp: Der Begriff der Technopolitik verweist darauf, dass Digitalisierung nicht nur dem technischen Fortschritt folgt, sondern Ergebnis politischer Aushandlungen ist. Dabei sind die Beschäftigten nicht nur Objekte der Digitalisierung, sondern können diese auf verschiedenen Ebenen beeinflussen – von betrieblichen Vereinbarungen bis zur alltäglichen Techniknutzung. Technik ist also nicht nur Gegenstand staatlicher Regulierung – einer Technopolitik «von oben» –, sondern wir haben es eben auch mit verschiedenen Strategien «von unten» zu tun.
