Gerangel um den Vollmond im Frühling

Ostern

Im Osten und Westen gilt für den Termin dieselbe Regel. Dennoch feiert man oft nicht am selben Tag.

Ein gemeinsames Osterdatum für die Ost- und Westkirchen: Das regt der orthodoxe Erzbischof Job von Telmessos in einem Vorstoss an. Unterstützt wird das Ansinnen vom Schweizer Kardinal Kurt Koch; Sympathie geniesst es auch bei Papst Franziskus persönlich.

Dass die orthodoxen, sprich die Kirchen des Ostens zu einem anderen Zeitpunkt Ostern feiern als der Rest der Christenheit, liegt daran, dass die Orthodoxie bis heute den astronomisch korrigierten Kalender nicht anerkennt. Stattdessen wendet sie für die Feiertage noch immer den alten julianischen Kalender an. So hinkt zum Beispiel die orthodoxe Weihnacht jener des Westens um 13 Tage hinterher.

Bezug zum Passahfest

Komplexer wirkt es sich auf Ostern aus. Der Evangelist Johannes nennt als Datum der Kreuzigung Jesu den 14. Tag des Frühlingsmonats Nisan. Es war ein Freitag, und am nächsten Tag, einem Sabbat, fand das Passahfest statt. Tags darauf, am Sonntag, stand Jesus laut der Bibel von den Toten auf; dieser Tag ist das christliche Ostern. Als absolutes Datum gilt laut aktueller Forschung der Sonntag, 9. April, im Jahr 30. Wichtig war den frühen Christen aber nicht das Datum, sondern der Wochentag und die enge Verbindung mit dem mondabhängigen jüdischen Passahfest im Frühling.

So einigte man sich in der Christenheit auf die Osterformel «erster Sonntag nach Frühlingsvollmond». Wobei der astronomisch korrekte Frühlingsmond der Westchristen bei den Orthodoxen heute oft auf den julianischen Winter fällt – und Ostern im Osten eine Mondphase später stattfindet.